ordprobe
Als er betrunken um das Auto herumstolperte und sich mit Judy abmühte,
wurde ihm klar, dass sogar eine aufblasbare Puppe ihren eigenen Kopf hatte,
wenn es darum ging, sie aus einem Kleinwagen zu ziehen. Judys Arme und Beine
blieben an allem Möglichen hängen. Wenn sich Eva in der Nacht, wenn er sie beseitigte,
genauso benahm, hätte er ja verteufelt zu ackern, um sie aus dem Wagen zu kriegen.
Er würde sie zu einem ordentlichen Bündel zusammenschnüren müssen. Das war das
Allerbeste. Er zerrte die Puppe an den Beinen, bekam sie schließlich heraus
und legte sie auf die Erde. Dann stieg er wieder in den Wagen, um nach ihrer
Perücke zu suchen. Er fand sie unter dem Sitz und setzte sie ihr wieder auf,
nachdem er ihr den Rock zurechtgezogen hatte, damit er nicht ganz so viel enthüllte.
Er sah sich auf dem Parkplatz, bei den Baubuden und am Hauptgebäude um, aber
niemand war zu sehen. Alles in Ordnung. Er nahm die Puppe unter den Arm und
zog zur Baustelle los. Auf halbem Wege merkte er, dass er es nicht ganz richtig
machte. Die betäubte und schlafende Eva war viel zu schwer, als dass er sie
unter dem Arm tragen könnte. Er würde einen Erste-Hilfe-Griff anwenden müssen.
Wilt blieb stehen, hievte sich die Puppe auf den Rücken und zockelte weiter,
wobei er wild schwankte, teils weil er, dank dem Gin, gar nicht anders konnte,
und teils, weil es die Unternehmung echter machte. Mit Eva über der Schulter
würde er einfach ein bisschen schwanken müssen. Er langte am Zaun an und warf
die Puppe hinüber. Dabei fiel die Perücke wieder runter. Wilt tastete im Matsch
herum und fand sie wieder. Dann ging er zur Eingangspforte rüber. Sie war verschlossen.
Das wäre sie auch dann. Daran musste er denken. Solche Details waren wichtig.
Er versuchte, hinüberzuklettern, schaffte es aber nicht. Er brauchte etwas,
was er als Tritt benutzen könne. Ein Fahrrad. Gewöhnlich standen ein paar in
den Fahrradständern am Haupteingang. Er stopfte sich die Perücke in die Tasche,
ging um die Baubuden herum und an der Kantine vorbei und tappte gerade über
den Rasen neben dem Sprachlabor, als aus dem Dunkel eine Gestalt auftauchte
und eine Taschenlampe ihm ins Gesicht leuchtete. -
Tom Sharpe, Puppenmord. München 2004 (Süddeutsche Zeitung Kriminalbibliothek
26)
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