oorbad
Während ich, die Finger um den Wannenrand geklammert, das sämige,
schier unerträglich heiße Moorbad über den Bauch bis an die blassen
Warzen meiner Brust hochsteigen ließ, füllte mir mein Betreuer an einem
Hähnchen in der Bretterwand unserer Badezelle ein Zylinderglas mit
grüner Flüssigkeit. Ich sackte auf den Grund der Wanne, saß weit
zurückgelehnt, die Brühe schwappte um mein Kinn, ich reckte meinen
aufgesperrten Mund nach oben, sah und verspürte, wie der Bademeister,
ohne den Glaszylinder an meiner Unterlippe anzusetzen, mit einem
schnellen Kippen dessen eisigkalten Inhalt in mich goß.Der
Schluckkrampf, der mich überfiel, zerschlug mir nicht allein die
Möglichkeit zu trinken, er ließ mich, was noch schlimmer war, Teile des
Gusses in die Lunge atmen, ich keuchte, hustete und würgte, versuchte,
mich aus der Wanne zu erheben, jedoch die massigen Männerbrüste über
mir hinderten mich daran. Ich röchelte, die Bronchien brannten, der
aufgeschäumte Sud lief mir mit Rotz aus beiden Nasenlöchern. Erst als
der Bademeister das Glas am Beckenrand abstellte und, ohne sich noch
einmal umzusehen, aus der Kabine schlappte, spannte sich meine Lunge
hüstelnd ab, die Hitze des Bades tat mir langsam ein wenig wohl, mit
zittrigen Fingern nahm ich das Glas vom Beckenrand und schlürfte den
übersüßten und unbeschreiblich guttuenden Rest des Kräutertrunks in
meine Kehle. Und während ich den Lauf der Flüssigkeit wie einen Zapfen
Eis in meinen Magen dringen fühlte, bemerkte ich am Spannen meiner
Hodenhaut, daß gleichzeitig in meinen Mittelauswuchs Blut geschossen
war. Ich leckte den letzten Tropfen aus dem Glas, es war kaum noch
etwas darin gewesen, und die Enttäuschung über das vorschnell
eingetretene Ende der Erquickung mischte sich mit Grimm darüber, daß
dieser Auftrag mir die übliche geschlechtliche Entladung weiterhin
grundlos vorenthielt. - Georg Klein, Barbar Rosa. Berlin
2001
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