onotheismus  Le Désert est monothéiste. Renans Aphorismus will besagen, daß leere Horizonte und ein blendender Himmel den Geist von seinen Zerstreuungen befreien und ihm erlauben, sich auf die Gottheit zu konzentrieren. Aber das Leben in der Wüste ist nicht so!

Um überhaupt zu überleben, muß der Wüstenbewohner - Tuareg oder Aborigine - einen außerordentlichen Orientierungssinn entwickeln. Er muß unentwegt tausend verschiedene »Zeichen« benennen, sichten, vergleichen — die Spuren eines Mistkäfers oder die Wellungen einer Düne -, um zu erfahren, wo er ist, wo die anderen sind, wo Regen gefallen ist, von wo die nächste Mahlzeit kommt, ob die Pflanze X blüht, die Pflanze Y Beeren tragen wird, und so weiter.

Es ist ein Paradox der monotheistischen Religionen, daß, obwohl sie im Bereich der Wüste entstanden sind, die Wüstenvölker selbst dem Allmächtigen gegenüber eine Gleichgültigkeit an den Tag legen, die entschieden arrogant ist. »Wir werden zu Gott hinaufgehen und ihn begrüßen«, sagte ein bedu in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu Palgrave. »Und wenn er sich gastfreundlich zeigt, werden wir bleiben; wenn nicht, werden wir unsere Pferde besteigen und davonreiten.«  - (chatw)

Monotheismus (2)  Der äußerste Gipfel des Grauens in der Mythologie Lovecrafts  ist das Absterbende, Übelriechende und vor allem Unförmige: ein aktiver Mangel an Form, eine Krankheit, eine verhängnisvoll ausgeklügelte Schwindsucht; und in den ungenauen Zügen dieses abscheulichen Faktums manifestiert sich der Wille des zentralen Dämons des Universums, des einzigen und bösartigen Gottes: »Idiot«. - Giorgio Manganelli, Vorwort zu: H. P. Lovecraft, Cthulhu. Geistergeschichten. Übs. H. C. Artmann. Frankfurt am Main 1972 (st 29, zuerst 1929)

Monotheismus (3)  Einer der ersten Märtyrer der Christenverfolgung des Decius in Palästina wurde der Dolmetscher und Lektor Procopius. Er hatte von Jugend auf vollkommene Enthaltung geübt und das strengste Leben geführt. Sein Leib war durch die ständige Abtötung einer Leiche ähnlich geworden.  Er war als Exorzist berühmt und hatte schon viele Teufel aus Besessenen ausgetrieben. 

Als er auf Geheiß des Landpflegers Flavian den Göttern opfern sollte, antwortete er mit den Worten Homers:  »Nimmer ist gut vielköpfige Herrschaft! Einer sei Herrscher, einer König!« Flavian ergötzte dieser Feinsinn wenig. Er befahl, Procopius auf der Stelle zu enthaupten.   - Albert Christian Sellner, Immerwährender Heiligenkalender. Frankfurt am Main 1993

Monotheismus (4) Die Geten sind des Glaubens, sie stürben nicht und der Verschiedene ginge zum Geist Salmoxis. Den nennen einige von ihnen auch Gebeleïzis, es ist aber derselbe. Alle vier Jahre schicken sie einen von ihnen, der jeweils das Los zieht, als Boten zu Salmoxis und tragen ihm auf, was sie gerade begehren. Das Senden geht so vor sich: Einige von ihnen werden aufgestellt und halten drei Speere, andere fassen den Salmoxis-Boten an Armen und Beinen, schleudern ihn hoch und werfen ihn auf die Spieße. Wenn er nun aufgespießt stirbt, meinen sie, der Gott sei ihnen gnädig; wenn er aber nicht stirbt, geben sie dem Boten die Schuld und sagen, er sei ein schlechter Mann, das werfen sie ihm vor und senden einen ändern ab. Den Auftrag aber geben sie ihm allerdings noch, solange er lebt. Diese selben Thraker schießen auch gegen Donner und Blitz mit Pfeilen hoch in den Himmel und bedrohen den Gott, und dazu glauben sie, sonst gebe es keinen Gott, nur den ihren.

Wie kh aber von den Hellenen, die am Hellespont und  Pontos wohnen, erfahre, soll dieser Salmoxis ein Mensch gewesen sein und Knecht auf Samos, und habe dem Pythagoras, dem Sohn des Mnesarchos, gehört und sich dort ein großes Vermögen erworben, nachdem er freigelassen war, und mit diesem sei er in seine Heimat zurückgekehrt. Nun führten aber die Thraker ein ärmliches Leben und waren etwas einfältig, dieser Salmoxis dagegen war vertraut mit jonischer Lebensart und einer höheren Gesittung als der der Thraker, da er ja mit Hellenen verkehrt hatte und unter den Hellenen mit Pythagoras, nicht dem Geringsten unter den gescheiten Leuten. So errichtete er einen Saal, in dem er wie in einer Herberge die Ersten der Bürger aufnahm und sie bewirtete. Dabei lehrte er sie, daß weder er selber noch sie, seine Trinkgenossen, noch auch ihre jeweiligen Nachkommen sterben würden, sondern sie an einen Ort kämen, wo sie immerdar leben würden in Freude und Fülle. Während der Zeit aber, in der er es so machte, wie gesagt, und das vortrug, ließ er sich eine Wohnung bauen unter der Erde. Und als die Wohnung fertig war, stieg er hinab in die unterirdische Wohnung und verschwand aus der Mitte der Thraker und weilte dort drei Jahre. Und die vermißten und betrauerten ihn als Verstorbenen. Im vierten Jahr aber erschien er wieder unter den Thrakern, und so glaubten sie nun an das, was Salmoxis sagte. So habe er's gemacht, sagen sie. - (hero)

Wüste Sündenfall Sekte
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