ittelbau,
akademischer
Der Holzfäller denkt in Zeitlupe
und ißt windgeschwind vor sich hin. Die Assistenten sind in beiden Fächern geübt.
Diese Lockenköpfe, diese Blondschöpfe, unter denen sich die Gehirnwindungen
kräuseln: verbranntes Papier. Denen die Gehirnbindungen ordentlich zur rechten
Zeit einschnappen, zu ihrer eigenen Sicherheit, damit sie sich nichts brechen,
wenn es in Schußfahrt zutal geht. Die Assistenten kommen so weit heraus, damit
sie in ihrem ehemaligen Lehrer den Menschen sehen lernen können. Die alte Frau
will in Zukunft hauptsächlich einen Menschen sehen: den Holzarbeiter, für den
sie immer dasein möchte. Und der immer für sie allein da seir soIl! Sie liebt
ihn als Frau. Sie verachtet ihn als denkendes Wesen, das er nicht ist. Er ist
so unbedacht, sich ihr nicht anzuvertrauen. Er verzieht keine Miene, ist unbeschrieben
und wird auch nie von jemandem beschrieben werden. Er ist da. Nicht mehr, nicht
weniger. Die Alte legt ihre abgestorbenen Gedankeneier in das lebendige Fleisch
der Assistenten, da schlüpft keine Raupe mehr heraus. Und sie möcht: ruhn im
jungen Holzmenschen, so lang es noch geht. Danke. Die Assistenten sprechen derweil
gemein voneinander, kaum daß einmal einer nicht da ist. Sie haben dicke Adern
an ihren Kehlen und Handrücken vor Neid und Mißgunst. Die einen haben bereits
Planstellen und planen Universitätlichkeiten, die anderen suchen noch und kämpfen
daher gegen ungerechte Bestimmungen wie die Toten zu Allerseelen gegen ihre
eigenen Gräber, die sie sich ja nicht selbst gegraben haben. - Elfriede Jelinek, Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr.
Reinbek bei Hamburg 1998
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