eretlein
Ihre Farbgebung ist voller Pflanzen- und Tierreste. Darum verwahren
sich ihre Bilder am besten in bleiernen Dosen und steinernen Brücken. Ein Komma
wird in ihrer Hand zum Zauberstab. Mit fünfzehn Jahren verläßt sie Vater und
Mutter, um den halbwüchsigen Eisenbahnen und den wichtigsten Seezungen nachzujagen.
Mit zwanzig verschließt sie sich vornehm in eine Luftspalte und verschluckt
den Schlüssel. Nach vierzigtägigem Fasten bricht sie plötzlich aus und spielt
seitdem gerne - warum wohl? - mit den Griffelfortsätzen der Küstenländer und
Vorgebirge. Die Schiffbrüchigen und die Gichtbrüchigen . . . Mit einem Wort,
sie ist ein lebendes Exemplar für den uralten Lehrsatz: Das Weib
ist ein mit weißem Marmor belegtes Brötchen. Wer überzieht die Suppenlöffel
mit kostbarem Pelzwerk? Das Meretlein. Wer ist uns über den Kopf gewachsen?
Das Meretlein. - Max Ernst, nach: Wieland Schmied, Zweihundert Jahre
phantastische Malerei. München 1980
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