enschlichkeit    Wenn  - eine Bemerkung aus meiner Westentasche, in der ich Beobachtungen sammle - bestimmte moderne Autoren es so dick mit der Ethik zu tun haben, so liegt das nicht an der Schändlichkeit der Unmoral, sondern an dem - leichten Zugang zur Moral. Die Moral kann von jedem grünen Anfänger prostituiert, pardon, karessiert werden, aber die Unmoral, wo die wohnt. Sogar Wedekind hat nicht zur Unmoral hingefunden und war schon was. Zum Ethischen führt eine gut geseifte, vorgewärmte Rutschbahn; der Weg zum Himmel ist mit Gemeinplätzen gepflastert, der Weg aber zur Hölle führt durch ein Nadelöhr. Und sogar das Nadelöhr muß man erst machen. Woher der Erfolg von Dostojewski - im Deutschen ? Warum ist Goethe noch immer ein Problem - im Deutschen ?

Die «Tribüne» kündigt an die schon sehr bekannten «Fanfaren der Liebe, der Menschlichkeit, der Gewaltfeindschaft, der Weltfreude, der Erneuerung». Man lasse sich nicht umwerfen dadurch, man bestehe darauf, daß die genannten Fanfaren gut blasen. Über die Sache selbst wird anderswo diskutiert werden, etwa in Versailles oder bei den nächsten Barrikadenkämpfen. Auch die Liebe darf des weiteren nicht durch die Nase sprechen und die Gewaltfeindschaft mit einer Hühnerbrust und O-Beinen macht einen schlechten Eindruck.

Dagegen ist die «Menschlichkeit» ganz mein Fall, aber die ganze komplette Menschlichkeit, die Menschlichkeit mit Haut und Haaren. Ja die wollen wir miterleben. So dicht und nahe wie nur möglich; sogar die «Tribüne» ist noch nicht nahe genug. Rauchen muß die Menschlichkeit, noch stärker rauchen wie diese Ethik, wenn man sie anzündet, weil sie nämlich aus Papier ist.   - (poot)

Menschlichkeit (2)

Menschlichkeit (3)  Yän Hue fragte den Meister, was wahre Menschlichkeit sei.

Der Meister sprach: Sich selbst zu bezwingen und die Riten wiederzubeleben, das ist wahre Menschlichkeit. Auch nur einen Tag sich selbst zu bezwingen und den Sinn der Riten in sich wiederzubeleben, und alles unter dem Himmel kehrte zu wahrer Menschlichkeit zurück. Wahre Menschlichkeit kommt au uns selbst. Oder kommt sie denn von anderen her?

Yän Hue sagte: Darf ich nach den Stufen zu diesem Ziel fragen?

Der Meister sprach: Sieh nicht, was wider die Riten ist; hör nicht, was wider die Riten ist; sprich nicht, was wider die Riten ist; tu nicht, was wider die Riten ist.

Yän Hue erwiderte: Wenn ich auch keinen scharfen Verstand besitze, will ich doch nach diesen Worten handeln.

Ran Yung fragte, was wahre Menschlichkeit sei.

Der Meister sprach: Außer Haus begegne den Menschen, als empfingest du erlauchte Gäste; setzt du das Volk zur Arbeit ein, so tue es, als ob du an einem feierlichen Opfer teilnehmest. Was dir selbst unerwünscht ist, füge auch keinem anderen zu; handle so, daß keiner dir gram ist im Staate und auch keiner dir gram in deiner Familie.

Ran Yung erwiderte: Wenn ich auch keinen scharfen Verstand besitze, will ich doch nach diesen Worten handeln.

Si-ma Nju fragte, was wahre Menschlichkeit sei.

Der Meister sprach: Der wahrhaft Menschliche ist schwerfällig in seiner Rede.

Si-ma Nju entgegnete: Schwerfällig in seiner Rede - ist das genug, um jemanden als wahrhaft menschlich zu bezeichnen?

Der Meister sprach: Wer erkannt hat, wie schwer es ist zu handeln, sollte dessen Rede etwa nicht schwerfällig sein?  - (kung)

 

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