enscher Von dem greulichen Sittenverderben, welches die Emigrierten in Deutschland gestiftet haben, bin ich auch Zeuge geworden. »Hier in Koblenz,« sagte ein ehrlicher alter Trierscher Unteroffizier, »gibt's vom zwölften Jahr an keine Jungfer mehr; die verfluchten Franzosen haben hier weit und breit alles so zusammengekirrt, daß es Sünde und Schande ist.«
Das befand sich auch in der Tat so: alle Mädchen und alle noch etwas brauchbaren Weiber, selbst viele alte Betschwestern nicht ausgenommen, waren vor lauter Liebelei unausstehlich.
Gerade gegen dem Kloster über, wo ich im Quartier lag, war ein Weinhaus, dessen drei Töchter die Franzosen haufenweise an sich zogen. Ich ging eines Tages mit einem Emigranten auch hinein; da saßen die drei Hausnymphen den Franzosen auf dem Schoß und hörten ihren unsauberen Reden mit dem größten Vergnügen zu. Bald hernach fanden sich noch mehr Dirnen ein, und es ging da wenigstens so arg her, als in der »Talgfabrike« oder »Tranpulle« in Berlin wohl nimmer: man ging ab mit den Menschern und kam mit ihnen zurück, mir nichts, dir nichts. – Mein Begleiter, der ohne Zweifel glaubte, daß ich kein Geld hätte, um eine Buhldirne für ihr Verdienst zu begnügen, erbot sich, dreißig Sous für mich zu bezahlen; denn mehr, meinte er, würde eine solche Mamsell von einem pauvren Prüssien doch nicht verlangen. Der Ausdruck » pauvre Prussien« würde mich im Munde eines Emigrierten sehr geärgert haben, aber wegen seiner Gutmütigkeit lachte ich darüber und nahm das Anerbieten nicht an.
Die Mädchen in Koblenz reichten nicht hin für die Emigranten und
für die daselbst hernach häufig durchziehenden deutschen Völker: es kam
daher von weit und breit viel Gesindel zusammen und teilte mit den
Koblenzerinnen ihre verdienstliche Arbeit. Anfänglich gingen die
lockeren Tierchen schlecht gekleidet, warfen sich aber, durch die
Freigebigkeit der Franzosen, bald ins Zeug, und erhöhten hernach auch,
wie billig, den Preis ihrer Reize, welche zwar an innerer Konsistenz
durch den starken Gebrauch sehr verloren hatten, doch aber immer mit
besseren Lappen ausstaffiert wurden. - F.C. Laukhards, vorzeiten
Magister
der Philosophie und jetzt Musketiers
unter dem Thaddenschen Regiment zu Halle, Leben und Schicksale, von ihm selbst
beschrieben und zur Warnung für Eltern und studierende Jünglinge herausgegeben.
Fünf Teile, 1792–1802
Menscher
(2) Nachmittags gab der Capitain mehreren Matrosen
Erlaubniß ans Land zu gehen, woselbst sie von
den Wilden allerhand Curiositäten einhandelten, und sich
zu gleicher Zeit um die Gunst manches Mädchens bewarben, ohne sich an die
ekelhafte Unreinlichkeit derselben im geringsten zu kehren. Hätten sie
indessen nicht gleichsam aller Empfindung entsagt gehabt; so würde die
widrige Mode dieser Frauenspersonen, sich mit Oker und Öl die Backen zu
beschmieren, sich schon allein von dergleichen vertrauten Verbindungen
abgehalten haben. Außerdem stanken die Neu-Seeländerinnen
auch dermaßen, daß man sie gemeiniglich schon von weitem riechen konnte
und saßen überdem so voll Ungeziefer, daß sie es oft von den Kleidern absuchten
und nach Gelegenheit zwischen den Zähnen knackten. Es ist zum Erstaunen,
daß sich Leute fanden, die auf eine viehische Art mit solchen ekelhaften
Creaturen sich abzugeben im Stande waren, und
daß weder ihr eignes Gefühl noch die Neigung zur Reinlichkeit,
die dem Engländer doch von Jugend auf beygebracht wird, ihnen einen Abscheu
vor diesen Menschern erregte! -
(for)
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