im Haß ist Furcht, ein großer, guter Teil Furcht. Wir Furchtlosen aber, wir
geistigeren Menschen dieses Zeitalters, wir kennen unseren Vorteil gut genug,
um gerade als die Geistigeren in Hinsicht auf diese Zeit ohne Furcht zu leben.
Man wird uns schwerlich köpfen, einsperren, verbannen, man wird nicht einmal
unsere Bücher verbieten und verbrennen. Das Zeitalter liebt den Geist, es liebt
uns und hat uns nötig, selbst wenn wir es ihm zu verstehen geben müßten, daß
wir in der Verachtung Künstler sind; daß uns jeder Umgang mit Menschen einen
leichten Schauder macht; daß wir mit aller unserer Milde, Geduld, Menschenfreundlichkeit,
Höflichkeit unsere Nase nicht überreden können, von ihrem
Vorurteile abzustehen, welches sie gegen die Nähe eines Menschen hat; daß wir
die Natur lieben, je weniger menschlich es in ihr zugeht, und die Kunst, wenn
sie die Flucht des Künstlers vor dem Menschen oder der Spott des Künstlers über
den Menschen oder der Spott des Künstlers über sich selber ist... -
(
frw
)
Der Menschenhaß seiner Werke rührt von nichts anderm her. Der bittere Geschmack,
den sie hervorrufen, ist nichts anderes als die beständige Feststellung der
Mittelmäßigkeit, der Banalität, der Albernheit in allen ihren Gestalten. Er
zeichnet sie auf jeder Seite, fast in jedem Absatz, durch ein Wort, eine einfache
Andeutung, durch den Akzent einer Szene oder eines Dialogs. Er erfüllt den intelligenten
Leser mit einer trostlosen Trauer über das Leben. Das grundlose Unbehagen, das
viele Leser der «Education sentimentale» empfunden haben, war nur das unwillkürliche
Gefühl von dieser ewigen Erbärmlichkeit der Gedanken, wenn man sie in ihrer
ursprünglichen Nacktheit zur Schau stellt. -
Guy de
Maupassant
, Gustave
Flaubert. Nach: G. F., Madame Bovary. Zürich 1967
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