Menschenarten  Heute ordnen wir alle Menschen einer einzigen Art, dem Homo sapiens, zu. Doch Carl von Linné (1707-1778) benannte im Gründungsdokument der Tiertaxonomie, dem Systema Naturae von 1758, eine zweite Spezies, den Homo troglodytes. Während Linné mehrere Seiten dem Homo sapiens in all seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen widmete, erhielt der Homo troglodytes nur einen Absatz. Diese zweite Art, die nachtaktiv sein sollte und angeblich in Zischlauten sprach, lieferte wenig Informationen zum Beweis ihrer tatsächlichen Existenz. Der Homo troglodytes tauchte in übertriebenen Reiseberichten auf, die sich auf fehlerhafte Beobachtungen stützten, durch die Menschenaffen vermenschlicht oder sogar Eingeborene zu Tieren erklärt wurden. Linné äußerte sogar die Möglichkeit, daß es eine dritte Art gebe, den Homo caudatus oder Schwanzmenschen. - Stephen Jay Gould, DasLächeln des Flamingos. Basel, Boston, Berlin 1989

Menschenarten (2)  1. Der Haut-Mensch ist der Schwarze, Afrikaner
2. Der Zungen-Mensch ist der Braune, Australier-Malaye
3. Der Nasen-Mensch ist der Rote, Amerikaner
4. Der Ohr-Mensch ist der Gelbe, Asiatisch-Mongolische
5. Der Augen-Mensch ist der Weiße, Europäer  - Lorenz Oken, nach: Stephen Jay Gould, Das Lächeln des Flamingos. Basel, Boston, Berlin 1989

Menschenarten (3)   Es gibt dreierlei Menschen: einigen wurde in diesem Leben ein Himmel beschert, ändern ein limbus patrum, worin ungefähr Freude und Trauer einander gleich wiegen, und endlich einigen eine Hölle, worin der Gram vorwiegt. Menschen, die zwanzig Jahre auf dem Krankenbette voll körperlicher Schmerzen lagen, die die Zeit nicht abstumpft wie geistige, diese waren doch gewiß mehr unglücklich als glücklich und würden, ohne Unsterblichkeit, ein ewiger Vorwurf für das höchste moralische Wesen bleiben. Und gibt es keinen solchen Unglücklichen, so steht es doch in der Gewalt eines Tyrannen, auf einer klinischen Marterbank unter der Assistenz eines Arztes und eines Philosophen einen solchen zu machen. Wenigstens dieser hätte dann auf eine außerweltliche Vergütung seiner Leiden Anspruch, weil der Ewige kein Wesen, das sich mehr betrübt als freuet, entstehen lassen darf.  — Jean Paul, Das Kampaner Tal oder über die Unsterblichkeit der Seele (1797)
 
 

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