enschen, fliegende   Die Siebenten Menschen waren Pygmäen, kaum schwerer, als es die größten Vögel der Erde gewesen waren. Sie waren durch und durch für das Fliegen entwickelt. Eine ledrige Haut spannte sich nach beiden Seiten von ihren Füßen bis zu den Spitzen der stark verlängerten und sehr kräftig entwickelten ›Mittelfinger‹. Die drei ebenfalls längeren ›äußeren‹, Finger dienten dieser Flughaut als Flügelrippen, während die Daumen und Zeigefinger frei als Manipulationswerkzeuge gebraucht werden konnten. Ihr Körper war wie derjenige eines Vogels stromlinienförmig gestaltet und  mit einem tiefen wolligen Federkleid bedeckt. Bei diesem Federkleid sowie bei dem seidenglänzenden Flaum der Flughäute zeigten sich bei einzelnen Individuen große Unterschiede in Färbung und Maserung. Auf dem Boden bewegten sich die Siebenten Menschen genauso wie andere, denn die Flughäute ließen sich dicht an die Beine und den Körper anlegen, und sie hingen von den Armen wie Plusterärmel herab. Während des Fluges wurden die Beine wie ein abgeflachter Schwanz ausgestreckt und die Füße durch beide Zehen fest ineinander verhakt. Das Brustbein war wie ein Kiel gebildet und enthielt die Flugmuskeln. Die übrigen Knochen waren zur Gewichtseinsparung hohl. Ihre Hohlräume wurden als zusätzliche Lungen benutzt. Wie die Vögel benötigten nämlich diese Fliegenden Menschen während des Fluges sehr viel Sauerstoff. Ein Zustand, der bei anderen als Fieber gegolten hätte, war für sie normal.

In ihrem Gehirn gab es sehr viele Zellgruppen, in denen die Flugfähigkeit lokalisiert war. Es war sogar möglich gewesen, die Spezies mit einem Reflexsystem zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts beim Fliegen und mit einem echten, wenn luch künstlich erzeugten Fluginstinkt zu versehen und ein instinktives Interesse am Fliegen zu erwecken. Ihre Gehirnkapazität war im Vergleich zu derjenigen ihrer Schöpfer zwangsläufig kleiner, aber ihr ganzes Nervensystem war sehr sorgfältig durchgegliedert und ausgeglichen. Es kam auch sehr schnell zur Reife und konnte sehr leicht neue Tätigkeiten und Verhaltensweisen dazuerwerben. Dies war sehr nützlich, denn der einzelne lebte normalerweise nur fünfzig Jahre. In den meisten Fällen beendete er sein Leben noch früher, weil er mit 40 Jahren, oder wenn sich Alterserscheinungen bemerkbar machten, irgendein mit Sicherheit den Tod herbeiführendes Heldenstück vollbrachte. - Olaf Stapledon, Die letzten und die ersten Menschen. München 1983 (Heyne 06/21, zuerst 1930)

 

Fliegen Fabelmenschen

 

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