Melodram   »Weißt du nicht, daß John Richard getötet hat?«

»Deinetwegen?« Seine Augen und sein Mund wurden rund vor Staunen. »Ich glaube dir kein Wort.«

Crane bewunderte das Melodrama. Eine Frau, die dem Bruder ihres Mannes erzählt, daß ihr Mann seinen Vetter ermordet hat. Er fragte sich, ob Ann diese Verwicklung mitbekommen hatte, nachdem Jameson so überraschend Peter March identifiziert hatte. Es wäre wirklich merkwürdig, dachte er, wenn sie ein Verhältnis mit Peter hätte und Williams ihn des Mordes überführte. Er sah Ann an, aber ihre grünen Augen waren auf Peter March gerichtet.

Carmel flüsterte: »Natürlich hat John Richard getötet. Dann brachte er sich selber um.«

Glaube und eine Spur von Entsetzen zeigten sich in Peters Augen. »Du meinst, es war kein Unfall

»Er hinterließ einen Brief, in dem er erklärte, daß er Richard umgebracht hat. Paul Woodrin hat den Brief gesehen.«

Crane war beinahe überzeugt, daß sie die Wahrheit sprach. Er war ebenso überzeugt, daß es diesen Brief gegeben hatte. Dr. Woodrin würde einer solchen Sache wegen nicht lügen. Natürlich hätte sie den Brief selber schreiben, ihn dem Arzt zeigen und dann vernichten können.

»Aber warum hast du...?«

»Ich fürchtete, es würde seinen Vater umbringen...«    - Jonathan Latimer, Rote Gardenien. Zürich 1991 (zuerst 1939)

Melodram (2)  - Er ist tot. Seitdem treibt er sich weder in Paris noch sonstwo rum. Es ist folgendermaßen passiert. Er sang in Palinsac, dort verliebte er sich in ein junges Mädchen, die Tochter eines sehr angesehenen Herrn aus dieser Stadt. Er hatte, dieser Herr, eine schöne Villa in einem Vorort, umgeben von einem Garten und einer hohen Mauer, und mein Bruder, der Schneid hatte, sprang über die Mauer, lief durch den Garten und drang in die prächtige Villa ein, wo ihn das junge Mädchen erwartete, dem es gleichfalls nicht an Kühnheit fehlte. Aber stellen Sie sich vor, eines Morgens rindet man ihn tot vor der Mauer auf der Straße. Er war auf dem Rückweg auf den Kopf gefallen. Der Schädel war nicht mehr zu gebrauchen, ganz entzwei. So ist mein Bruder gestorben.

- Das ist ein Tod, sagte Leonie begeistert. Das ist romantisch, das ist spannend, das ist lebensecht. Solch einen Tod würde meinPradonet ganz bestimmt nicht finden, wie, kleiner Di&er mit der Schnittlauchlocke?

- Hmmm, machte Pradonet.   - Raymond Queneau, Mein Freund Pierrot. Frankfurt am Main 1964 (zuerst 1942)

 

Drama

 

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