Melancholieanfälligkeit  Zu den Anfälligen zahlen diejenigen, die bei ihrer Geburt den schlechten Einflüssen von Mond, Saturn, Merkur ausgesetzt waren, die in einem übermäßig heißen oder kalten Klima leben, melancholische Eltern haben, unmäßig, dunkelhäutig oder von sanguinischem Temperament sind, kleine Köpfe, heiße Herzen, feuchte Hirne, eine heiße Leber und einen kalten Magen besitzen oder lange krank gewesen sind, sowie geborene Einzelgänger, große Gelehrte und alle, die kontemplativ veranlagt und keine Tatmenschen sind. Was das Geschlecht betrifft, so sind Männer anfälliger, wohingegen die Frauen seltener, dafür aber viel schwerer erkranken. Die melancholischste Jahreszeit ist der Herbst. Bei den Lebensabschnitten erscheint die Schwermut als fast normale Begleiterscheinung höheren Alters, aber trotzdem tritt sie bei Personen in der Blüte ihrer Jahre häufiger auf. Manche geben in diesem Zusammenhang die Vierzigjährigen, Gariopontus schon die Dreißigjährigen an, und Jobertus macht überhaupt keinen Unterschied zwischen Jung und Alt. Ebenso schließt Daniel Sennertus aufgrund allgemeiner Erfahrung keine Gruppe aus. Aetios und Aretaios rechnen nicht nur die Mißmutigen, Jähzornigen, Elenden und Dunkelhäutigen zu den potentiellen Melancholikern, sondern auch besonders leutselige und fröhliche Menschen, Spötter und solche mit einem hellen Teint. Und nach Rhazes sind gerade die edelsten und kultiviertesten Geister am wenigsten dagegen gefeit. Ich kann also kein Temperament, keinen Stand, kein Geschlecht und kein Alter ausnehmen; resistent bleiben allein Narren und Stoiker. Letztere, weil sie nach Synesius ja nie mit einer Gefühlsaufwallung zu kämpfen haben, sondern wie Anakreons Grille blutleer und unempfindlich fast den Göttern gleichen. Und die Narren, weil sie nach Erasmus meistenteils feuchte Gehirne und ein leichtes Herz besitzen, Ehrgeiz, Neid, Schamgefühl und Angst ihnen nicht zu schaffen machen, ihnen das Gewissen nicht schlägt und auch die Sorgen, die uns ein Leben lang drücken, sie nicht martern.   - (bur)
 

Melancholie Anfälligkeit

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