eisterwerk    Er nahm mit zwei Fingern vorsichtig sein Glied und hielt es hoch.

»Schau, Liebes, sieh dir dieses Meisterwerk an. Es ist vollkommen. Seine Form, seine Länge, seine Funktionsweise ... Es ist weich und rund, damit es beim Eindringen keine Verletzungen hervorruft, an der Spitze etwas dicker, damit es in den Augenblicken des Höhepunktes nicht herausrutscht ... Warum lachst du, Liebes? Denk nach: Dieses vollkommene Instrument wurde erschaffen, um das Überleben der menschlichen Art zu sichern. Und damit der Mensch es auch benutzt, verschafft es ihm ein unvergleichliches Vergnügen ... Und obendrein ... hör zu, hör zu, was für eine wunderbare, göttliche Hinterlist: damit niemand mit diesem Instrument unbesonnen umgeht, wird es schlaff und winzig, sobald die unvergleichliche Wollust abklingt, damit man es nicht gleich wieder benutzen kann ...«

Elena mußte lachen. Sie kuschelte sich in seinen Schoß, nahm sein Glied in die Hand und küßte es zärtlich.

»Eine großartige Erfindung!«

»Wirklich großartig! Und sobald eine gewisse Zeit verstrichen ist, gewinnt es seine Kraft zurück und kann wieder verwendet werden ... Alles ist mit höchster Klugheit und ausgesprochener Weisheit eingerichtet. Ein solches Ding kann nicht aufgrund eines Zufalls entstanden sein oder als Begleiterscheinung der Evolution. Es ist zu gut erfunden, zu ausgefeilt, eine außerordentlich intelligente Erfindung. Lach nicht, Liebes. Es ist wahrhaftig ein Beweis für die Existenz Gottes, dieses geheimnisvollen Handwerksmeisters ... «   - Giuseppe Fava, Ehrenwerte Leute. Zürich 2003 (zuerst 1975)

Meisterwerk (2) Das Unbekannte verfügt über das Wunder und bedient sich seiner, das Ungeheuer zu erschaffen. Orpheus, Homer und Hesiod konnten nur die Chimäre erdenken; den Kraken hat Gott selbst geschaffen.

Wenn Gott will, erschafft er auch das Abscheuliche in der Vollendung. Das Warum dieses Willens ist ein Schrecken für den frommen Denker.

Gesetzt, es wird alle Einbildungskraft aufgeboten, um etwas wirklich Entsetzliches zu erzielen, so kann man den Kraken als Meisterwerk ansprechen.

Der Walfisch ist ungeheuer groß, der Krake ist klein. Das Flußpferd hat einen Panzer, der Krake keinen; die Jararaca zischt, der Krake ist stumm; das Rhinozeros hat ein Horn, der Krake nicht; der Skorpion hat einen Stachel, der Krake nicht. Der Krebs hat Scheren, der Brüllaffe einen Wickelschwanz, der Rochen Sägezähne, der Vampyr Flügelkrallen, der Igel Stacheln, der Schwertfisch ein Schwert, der Zitteraal teilt elektrische Schläge aus, die Kröte -geifert, die Schlange speit Gift, der Löwe schlägt mit der Franke zu, der Geier hackt mit dem Schnabel, das Krokodil hat seinen f urchtbaren Rachen. Der Krake besitzt keine Muskelmasse, keine Stimme, keinen Panzer, kein Horn, keinen Stachel, keinen Greifschwanz, keine Sägezähne, keine Flügelkrallen, keine Stacheln, kein Schwert, keine elektrischen Schläge, keinen Geifer, kein Gift, keine Pranke, keinen scharfen Schnabel, keine Zähne. Und doch besitzt er von allen Geschöpfen die furchtbarste Waffe. Was also ist ein Krake? Ein Schröpfkopf. In den Klippen auf offener See, wo das Meer alle seine Schätze ausbreitet und verbirgt, in den nie besuchten Felsenhöhlen, in den unbekannten Grotten, in denen Pflanzengebilde, Schaltiere und Muscheln überreich gedeihen, unter den tiefen Pforten des Ozeans läuft der Schwimmer, der sich, von der Schönheit des Ortes verführt, hineinwagt, die Gefahr einer Begegnung mit ihm. Trifft er aber auf ihn, so sei er nicht neugierig, sondern ergreife schnell die Flucht. Von Schönheit geblendet betritt man die Grotte, vor Schreck versteinert verläßt man sie. - Victor Hugo, Die Arbeiter des Meeres, Leipzig 1954 (zuerst 1866)

 

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