ehrseeligkeit Übrigens liegt in der Vorstellung von der Seele nichts,
was uns anzunehmen zwingt, daß jeder Mensch nur eine hat. Die alten Ägypter
hatten zwei, und das gilt auch für viele westafrikanische Gesellschaften, bei
denen sich sowohl die patrilinearen als auch die matrilinearen Vorfahren in
der Persönlichkeit des einzelnen niederschlagen. Die Jivaro in Ekuador haben
drei Seelen. Die erste Seele - mekas - gibt dem Körper Leben. Die zweite
Seele - arutam - muß durch ein rauschmittelinduziertes visionäres
Erlebnis an einem heiligen Wasserfall errungen werden. Sie verleiht ihrem Besitzer
Tapferkeit und Unverletzlichkeit im Kampf. Die dritte Seele - musiak
- bildet sich im Kopf eines sterbenden Kriegers und sinnt darauf, seinen Tod
zu rächen. Die Dahomé behaupten, Frauen hätten drei Seelen und Männer vier.
Beide Geschlechter haben eine Ahnenseele, eine persönliche Seele und eine mawn-Seele.
Die Ahnenseele schützt das Leben des einzelnen, die persönliche Seele ist verantwortlich
dafür, was der einzelne mit seinem Leben anfängt, und die mawn-Seele
ist ein Stück vom Schöpfergott Mawn, das den einzelnen göttlicher Leitung teilhaftig
werden läßt. Die vierte, den Männern vorbehaltene Seele befähigt diese dazu,
in der Familie und in der Sippe Führungpositionen
zu übernehmen. Aber den Rekord in der Seelenzahl scheinen die Fang in Gabun
zu halten. Sie haben sieben: eine Gehirnseele, eine
Herzseele, eine Namensseele,
eine Lebenskraftseele, eine Körperseele, eine Schattenseele
und eine Geisterseele.
Warum haben wir im Westen nur eine Seele? Darauf habe ich keine Antwort.
Vielleicht gibt es auch keine. - (
mensch
)
Mehrseeligkeit (2) Die Kariben
glaubten, eine Seele wohne im Kopf, eine zweite im Herzen und weitere an allen
Stellen des Körpers, an denen man eine Arterie schlagen hört. Einige von den
Hidatsaindianern erklären die Erscheinung des allmählichen Sterbens, wobei zunächst
die Glieder absterben, so, daß sie annehmen, der Mensch habe vier Seelen, die
den Körper nicht zu gleicher Zeit verlassen, so daß die Auflösung erst vollkommen
ist, wenn alle vier tot sind. Einige Dayaken Borneos und Malayen der malayischen
Halbinsel glauben, jeder Mensch habe sieben Seelen. Die Alfurs von Poso auf
Celebes sind der Ansicht, er besitze drei. Die Eingeborenen von Loß nehmen an,
der Körper sei der Sitz von dreißig Geistern, die in den Händen, Füßen, dem
Munde, den Augen und so fort wohnen. Vom primitiven Standpunkte aus ist es daher
durchaus möglich, daß ein Wilder eine Seele in einem Geschlechtstotem und eine
zweite in seinem Klantotem habe. Geschlechtstotems sind indessen, wie ich bereits
bemerkte, bisher nur in Australien festgestellt worden. In der Regel braucht
also der Wilde, der dem Totemismus huldigt, nicht mehr als eine Seele auf einmal
außerhalb seines Körpers zu haben. - (
fraz
)
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