edium  Jeden Montag, Dienstag, Mittwoch Donnerstag, von früh 11 Uhr bis abends 9 Uhr empfängt Herr Baader Besuche und gewährt Unterredungen, nicht als Privatmann, sondern in seiner bis jetzt nur den engsten Kreisen bekannten Eigenschaft als Medium (um den lateinischen Ausdruck beizubehalten), durch das Jesus von Nazareth, der Erlöser der Christenheit, mit der modernen Menschheit sich auseinandersetzt.

Die Unterredungen werden so geführt, daß jedem Gast gestattet ist, drei beliebige Fragen, private oder öffentlich allgemeiner Natur an den Gastgeber zu richten, die dieser, Herr Baader, nach bestem Wissen beantworten wird. Als Vorbedingung des Empfangs erwartet Herr Baader von seinen Gästen, in Kleidung und Benehmen, die Beobachtung derjenigen Formen, die in den Kreisen, denen sie angehören, bei Besuchen üblich sind. Herr Baader dagegen erbittet sich, für sich, die Freiheit, seine Gäste im vornehmsten Schmuck, den er kennt: vollständig hüllenlos und nackt empfangen zu dürfen, auch erbittet er für sich Befreiung von der Pflicht eines persönlichen Gegenbesuches. Zu Gast geladen, in dem hier gebrauchten Sinne, ist jeder, ohne Unterschied des Standes, der Rasse oder dergl.

Mit Rücksicht auf die gegenwärtige Lage und Handhabung der Gesetze wird jeder Gast vor dem Empfang die Erklärung abgeben, daß er in keiner Weise ein Ärgernis an dem hüllenlosen Auftreten des Gastgebers nimmt; alle denen solch freier Verkehr freier Menschen anstößig ist, werden .daher gebeten, einen Besuch zu unterlassen.

Für die Eintragung und Anmeldung hat jeder Gast eine Gebühr zu entrichten, die jeden Montag: 20 Pfennig; Dienstag: 50 Pfennig; Mittwoch: 2 Mark; Donnerstag: 10 Mark beträgt. - Johannes Baader Oberdada. Schriften, Manifeste, Flügblätter. Hg. Hanne Bergius. Lahn-Giessen 1977

Medium (2)  Miss Dews Medium, eine panpygoptotische Manichäerin aus dem vierten Jahrhundert namens Lena, mit strenger Haltung und blassem Gesicht, die Hieronymus auf seinem Weg von Calchis nach Bethlehem in Rom gastfreundlich empfangen hatte, war ihrem eigenen Bericht zufolge noch nicht ganz und gar als geistiger Körper wiedererweckt worden, um sich viel bequemer hinsetzen zu können, als es in ihrem natürlichen Zustand der Fall war. Sie erklärte jedoch, daß jedes Jahrhundert eine merkliche Verbesserung bringe, und beschwor Miss Dew, guten Mut zu bewahren. In tausend Jahren habe sie Hoffnung, Oberschenkel wie jede andere zu haben, und nicht nur Oberschenkel, sondern himmlische Oberschenkel.

Miss Dew war kein Allerweltsmedium, ihre Methoden waren original und eklektisch. Sie war vielleicht nicht imstande, Fluten von Ektoplasma heraufzubeschwören oder Anemonen aus ihren Achselhöhlen sprießen zu lassen; wenn man sie jedoch allein und in Ruhe ließ, so konnte sie, mit einer Hand auf einem abgetragenen Stiefel und der anderen auf dem Brett und Nelly im Schoß und Lena am Ende des Unsichtbaren, die Toten den Lebenden in sieben Sprachen schmeicheln lassen.  - (mur)

 

Okkultismus

 

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