Medikation  Ohls stand auf. »Wozu geben Sie ihr denn dieses Demerol, Doktor?«

Dr. Loring machte ein ungnädiges Gesicht. »Ich verschreibe meinen Patienten, was ich für angemessen halte«, sagte er kalt. »Ich bin nicht gehalten, meine Gründe dafür zu erklären. Wer sagt überhaupt, ich hätte Mrs. Wade Demerol gegeben?«

»Ich. Das Fläschchen steht oben, und Ihr Name steht drauf. Sie hat eine regelrechte Apotheke in ihrem Badezimmer. Vielleicht wissen Sie das nicht, Doktor, aber wir haben bei uns in der Stadt ein richtiges kleines Pillenmuseum. Mackenkitzler, Blödmacher, Knallfrösche, Klapsmühlenfutter und wie das Zeug so heißt. Demerol ist so ungefähr das übelste davon. Göring hat das genommen, hab ich mal irgendwo gehört. War auf achtzehn Stück pro Tag, als sie ihn schnappten. Die Army-Ärzte haben drei Monate gebraucht, um ihn davon wieder runterzubringen.«

»Ich weiß nicht, was diese sonderbaren Worte bedeuten«, sagte Dr. Loring eisig.

»Ach nein? Schade. Mackenkitzler sind Natrium-Amytal. Blödmacher sind Seconal. Knallfrösche sind mit Amphetaminen versetzte Barbiturate. Klapsmühlenfutter sind Nembutal und Valium. Demerol ist ein synthetisches Narkotikum, das stark suchtbildend wirkt. Und das spendieren Sie so einfach aus der freien Hand, was? Leidet die Dame an etwas Ernstem?«

»Ein betrunkener Gatte kann bei einer sensiblen Frau sehr ernste Beschwerden hervorrufen«, sagte Dr. Loring.  - Raymond Chandler, Der lange Abschied. Zürich 1975

 

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