Du warst gestorben. Und das erschütterte mich so
furchtbar, daß ich meine Tränen nicht mehr zügeln konnte. Ganz kurz
vorher waren wir noch in einer kleinen pommerschen Stadt, wo ich 1873
mal in einem Manöver in Quartier lag, lustig zusammen gewesen. (An diese
Stadt habe ich in fast dreißig Jahren nie mehr gedacht.) — Nun suchte
ich Dein Grab. Da kam auch Frau Isi. Wir fanden es: es war ein
herrliches Mausoleum. Nun war ich wieder allein, bei Deinem Mausoleum.
Da kam ein uralter Herr zu mir und sagte: „Es ist der Technik gelungen,
Tote lebendig zu machen." Und da erhobst Du Dich aus Deinem Grabe und
wandeltest — eine Maschine! ein gräßliches, Dir körperlich sehr ähnliches Gestell,
das er (der alte Herr) aufgezogen hatte. Nun waren wir — ich ging stets
hinter Dir her — in Kiel am Hafen. Du wandtest Dich rechts und links.
Da — kamen auch andre Freunde von mir aus allerältesten Tagen, Leutnants
u. s. w., an die ich seit dreißig Jahren nicht gedacht!!! Dann gingt
ihr alle in ein Haus, elegantes Zimmer, und fingt an (gräßlich,
gräßlich!!!) mechanisch zu sprechen. Da schlug ich Dein Gestell entzwei
vor Entsetzen!!! Und da — da — hörte ich deutlich {im Traum!!!) eine
herrliche Musik. Und ich wachte auf mit unendlichen Tränen. - Detlev von Liliencron an Richard Dehmel, nach
(je)
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