So wurden wir allemann satt. Nie wieder, als später Zukunft anbrach, sind wir so satt geworden. Es lagen ja immer Säuglinge an. Immerzu floß uns Überschuß zu. Nie hieß es: Genug ist genug oder mehr ist zu viel. Kein vernünftiger Nuckel wurde ersatzweise angeboten. Immer war Stillzeit.
Weil Aua allen Müttern als Nahrung einen Brei aus gestampften Eicheln, Störrogen und den besonderen Drüsen der Elchkuh vorschrieb, schoß den Steinzeitweibern auch dann die Milch ein, wenn keine Säuglinge anlagen. Das machte friedlich und teilte die Zeit. So pünktlich genährt, blieben wir zahnlos noch stößig, was einen ziemlichen Mannerüberschuß zur Folge hatte; die Frauen waren sterblicher, weil schneller verbraucht. Für uns blieb wenig zu tun zwischen den Stillzeiten: Jagd, Fischfang, Faustkeilproduktion; und wenn wir dran waren nach strenger Regel, durften wir die durch Fürsorge herrschenden Frauen belegen. Übrigens sagten zur Steinzeit schon die Mütter zu ihren Babies: »Eiei« - und die Männer, dazugerufen, sagten: »Nana«. Väter gab es keine. Nur Mutterrecht galt.
Das war eine angenehm geschichtslose Zeit. Schade, daß jemand, natürlich
ein Mann, plötzlich beschloß, Metall aus Gestein zu schmelzen und in Sandformen
zu gießen. Dafür hatte Aua das Feuer weiß Gott nicht gestohlen. Doch so sehr
sie auch drohte, uns die Brust zu verweigern, die Bronzezeit und was an harter
Männersache danach kam, ließ sich nicht aufhalten, doch immerhin ein wenig vertagen.
- (but)
Matriarchat (2) Ein besonderer Held war Seachrán Sálfhada. Aber er hatte nichts mit den Feniern zu schaffen. Fionn bat ihn, sie zu begleiten. Seachrán sagte nein, seine Frau würde ihn nicht mitziehen lassen. »Aber«, meinte er, »bittet ihr sie doch um Erlaubnis. Vielleicht läßt sie mich dann fort.«
Fionn bat das Weib um Erlaubnis und bekam sie. Doch sie befahl ihnen, wenn sie Seachrán tot heimbrächten, ein dunkelblaues Banner aufzuziehen, wenn lebendig, ein weißes.
Seachrán erklärte Fionn, warum sie das Aufziehen der Banner also bestimmte:
sie wollte sie nämlich ertränken, falls sie ihn tot
zum heimischen Hafen brächten. - (
ir
)
Matriarchat (3)
Matriarchat (4) Wir wissen, daß im Bienenstock
nur das Weibchen regiert, es herrscht dort absolutes Matriarchat. In prähistorischer
Zeit sind die Männchen, sei es durch eine Revolution oder allmähliche Evolution,
in den Hintergrund gedrängt worden, nur einige Hundert von ihnen werden während
einer bestimmten Zeit wie ein lästiges, aber unvermeidliches Übel geduldet.
Sie entstammen einem Ei, das demjenigen der Arbeitsbiene gleicht, aber nicht
befruchtet ist, und bilden eine Kaste fauler, gefräßiger, lärmender, genußsüchtiger,
sinnlicher, raubender, dummer und offensichtlich verachteter Prinzen. Sie haben
prachtvolle Augen, aber ein sehr kleines Gehirn und sind jeder Waffe bar, da
sie nicht den Stachel der Arbeitsbienen besitzen, der im Grunde nichts ist als
der Eileiter, den eine seit unvordenklichen Zeiten bestehende Jungfräulichkeit
zu einem vergifteten Stilett umgebildet hat. Nach den Hochzeitsflügen, nach
Erfüllung ihrer Aufgabe, werden sie ruhmlos hingemordet, denn die weisen und
erbarmungslosen Jungfrauen verschmähen es, gegen eine solche Sippschaft den
kostbaren und leicht zerbrechlichen Dolch zu zücken, den sie sich für die großen
Feinde aufbewahren. Sie begnügen sich damit, ihnen einen Flügel auszureißen
und sie vor die Tür des Bienenstocks zu werfen, wo sie vor Kälte und Hunger
umkommen. -
(maet)
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