askerade «Der Mensch ist ein Kannibale

«Das fängt ja gut an.»

 «Er tötet, um sich zu ernähren, und dann ruft er die Kultur zu Hilfe, damit sie ihm die nötigen ethischen und ästhetischen Alibis liefert. Der Urmensch aß rohes Fleisch, rohe Pflanzen. Er tötete und aß. Er war ehrlich. Dann erfand er die Mehlschwitze und die Béchamel, und damit trat die Kultur auf den Plan. Die Kadaver verkleiden, um sie aufzuessen, ohne daß Ethik und Ästhetik Schaden nahmen.»

«Sind Sie Rohkostesser?»

«Nein. Ich lege meine Verachtung der Kultur im allgemeinen ab, wenn es ums Essen geht. Die einzige Maskerade, die ich gerne akzeptiere, ist die der Kochkunst.»

«Und wie steht‘s mit dem Sex?»

«Sex mit Maske ist dumm und schädlich.» - Pepe Carvalho, nach: Manuel Vásquez Montalbán, Schuß aus dem Hinterhalt.

Maskerade (2)   Niemand kann bewirken, daß gewisse Leibesfünktionen keine Unsauberkeit sind. Niemand wird auch den Geist gänzlich von Unsauberkeit befreien. Aber das Weib will, daß wir glauben sollen, es sei eine Blume. Es stilisiert sich auf Gottheit, auf »Reinheit«, auf Unschuldskind. Ist es in diesem absurden Bemühen nicht komisch? Von vornherein zu Erfolglosigkeit verurteilt? Welch eine Maskerade! Soll ich denn glauben, es sei ein Jasminbukett darum, weil es sich parfümiert hat? Oder, weil es auf Absätzen von einem halben Meter Höhe steht, daß es schlank sei? Ich sehe einzig das, daß ihm die Absätze nicht erlauben, sich frei zu bewegen.  - (gom)

Maskerade (3)

- Thomas Rowlandson

Maskerade (4)  Freilich, woran sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke der Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, m deren ehrliches Gesicht man ohne Mißtrauen schauen kann? - Ist doch unsere civilisirte Welt nur eine große Maskerade. Man trifft daselbst Ritter, Pfaffen, Soldaten, Doktoren, Advokaten, Priester, Philosophen, und was nicht alles an! Aber sie sind nicht was sie vorstellen: sie sind bloße Masken, unter welchen, in der Regel, Geldspekulanten (moneymakers) stecken. Doch nimmt auch wohl Einer die Maske des Rechts, die er sich dazu beim Advokaten geborgt hat, vor, bloß um auf einen Andern tüchtig losschlagen zu können: wieder Einer hat, zum selben Zwecke, die des öffentlichen Wohls und des Patriotismus gewählt; ein Dritter die der Religion, der Glaubensreinigkeit. Zu allerlei Zwecken hat schon Mancher die Maske der Philosophie, wohl auch der Philanthropie u. dgl. m. vorgesteckt. Die Weiber haben weniger Auswahl: meistens bedienen sie sich der Maske der Sittsamkeit, Schaamhaftigkeit, Häuslichkeit und Bescheidenheit. Sodann giebt es auch allgemeine Masken, ohne besondern Charakter, gleichsam die Dominos, die man daher überall antrifft: dahin gehören die strenge Rechtlichkeit, die Höflichkeit, die aufrichtige Theilnahme und grinzende Freundlichkeit. Meistens stecken, wie gesagt, lauter Industrielle, Handelsleute und Spekulanten unter diesen sämmtlichen Masken. In dieser Hinsicht machen den einzigen ehrlichen Stand die Kaufleute aus; da sie allein sich für Das geben, was sie sind: sie gehn also unmaskirt herum; stehn daher auch niedrig im Rang. - Es ist sehr wichtig, schon früh, in der Jugend darüber belehrt zu werden, daß man sich auf der Maskerade befinde. Denn sonst wird man manche Dinge gar nicht begreifen und aufkriegen können, sondern davor stehn ganz verdutzt, und zwar am längsten Der, quem ex meliori luto dedit praecordia Titan [dem der Titan das Herz aus besserem Ton gebildet hat: Juvenal]: der Art sind die Gunst, welche die Niederträchtigkeit findet, die Vernachlässigung, welche das Verdienst, selbst das seltenste und größte, von den Leuten seines Faches erleidet, das Verhaßtseyn der Wahrheit und der großen Fähigkeiten, die Unwissenheit der Gelehrten in ihrem Fach, und daß fast immer die ächte Waare verschmäht, die bloß scheinbare gesucht wird. Also werde schon der Jüngling belehrt, daß auf dieser Maskerade die Aepfel von Wachs, die Blumen von Seide, die Fische von Pappe sind, und Alles, Alles Tand und Spaaß; und daß von jenen Zweien, die er dort so ernstlich mit einander handeln sieht, der Eine lauter falsche Waare giebt und der Andere sie mit Rechenpfennigen bezahlt.  - (schop)

Täuschung

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