Maschine,
sinnlose (2) Wir können vermuten, daß die zur
Stimme fähigen Wesen nicht fähig sind, sich zu
bewegen - ähnlich wie singende oder stimmliche
Steine oder Bäume; aber wenn sie, sagen wir, ein Wind oder ein Tier oder etwas
dir Ähnliches wären, dann könnten sie sich bestimmt bewegen - auch zufällig
- und sich bewegend könnten sie dich entdecken oder in der Nahe des Ortes, an
dem du dich aufhältst, vorbeikommen und sich entdecken lassen. Zu erklären bliebe
indes noch dein Widerwille, dich zu bewegen; und wenn wir dein Lauschen und
ihr Tönen nebeneinanderstellen und in beiden die Nähe, die Ferne und die Distanz
- die Ferne verstanden als das, was mit dem Bewußtsein der Liebe und ihrer Verzweiflung
einhergeht, die Distanz als das, was von der Fremdheit und der Zerstreutheit
kommt - dann können wir vielleicht annehmen, daß ihr alle zusammen - du und
die Besagten - ein System bildet, eine inkongruente
aber formell funktionierende Maschine - ich sage formell, denn sie hat, diese
Maschine, keinerlei Sinn oder Zusammenhang
oder Wert oder Funktion, ja sie bewerkstelligt überhaupt nichts, ist aber dennoch
irgendwie betriebsam und erfährt sogar Schäden
und Bewegung, ist kurz gesagt ein Motor, dem keinerlei
Nutzen oder Handlung entspricht - etwas, das weder agiert noch funktioniert,
aber trotzdem als Maschine funktioneil ist. In einem solchen Falle wäre euer
gegenseitiges Unbekanntsein nichts Zufälliges, sondern etwas, das mit der Aufgabe
der Maschine zusammenhängt - einer Maschine, die Distanz
und Lücken erzeugt, oder auch Formen des Nichts;
und du wirst nicht erstaunt sein, wenn ich sage, daß das Nichts verschiedene
Formen hat, denn man weiß ja, daß nur dem Nichts gestattet ist, unbeschränkt
polymorph oder pantamorph zu sein. Man kann sich diese Maschine aber auch als
ein enan-tiodromes System vorstellen, d. h. daß jeder ihrer beiden Pole dem
anderen entgegenwirkt, oder genauer gesagt, daß die Bewegung dessen, was zuhört
- und das bist, wie wir gesehen haben, du - dazu dient, jedwede Stimme zu löschen;
und dann wäre nichts anderes mehr da als der verstummte Versuch zu tönen eines
sich rasch auflösenden Schattens. - Giorgio Manganelli, Geräusche oder Stimmen. Berlin 1989
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