annestat Als Kühn, der sich seinen Namen in einer früheren Existenz als Radschput** verdient hatte, die Stadt verlassen hatte und eiligst dahinschritt, hielten ihn sieben Räuber an, welche nach Untat gelüstete und deren Taten weit und breit bekannt waren. Da steckte er alle zehn Finger in den Mund und fragte furchtsam und mit kläglicher Stimme: »Nehmt meine Kleider, meine Wegzehrung und meine Waffen und laßt mich laufen! Warum wollt ihr Fürsten der Könige mich, euren Diener, nicht laufen lassen, da ich keinen Schützer und keinen Schutz habe, betrübt bin, zittere und bebe vor Angst? Seid barmherzig! Nehmt all mein Gut und laßt mir nur das Leben! Bin ich doch der einzige Gatte in Haus und Hof meiner Frau!« Die Räuber waren über seinen Heldensinn sehr erbaut. Sie mußten lachen, nahmen ihm bis auf sein Gewand alles ab und ließen ihn laufen. Und er zitterte wie ein Elefantenohr..
Weil sie aber hungrig waren, verzehrten sie die Reisekost, die sie ihm weggenommen hatten und die seine Frau vergiftet hatte; denn es war ihnen bestimmt, in Jamas Dienste zu treten.
Der Fehler der Speise hatte die Räuber zu langem Schlafe gebettet; Kühn aber, der in der Irre umherlief, kam wieder in ihre Nähe. Als der Wind ihre Barte bewegte, glaubte Kühn, die Räuber seien noch lebendig, und lief in seiner Angst wieder weit weg. Er sagte: »Ei, glaubt ihr Schelme denn, ihr könnt einen so trefflichen Soldaten wie mich vertrauensselig machen, um mich zu fangen?« Da aber benahmen ihm nach einem Augenblicke die Krähen seine Befürchtungen
Mit einem krummen Säbel hieb er den toten Räubern, deren
Leiber von Krähen bedeckt waren, die Köpfe ab und band sie an seine
Hüfte. Als so ihre Köpfe wie Flaschengurken an seiner Hüfte baumelten,
sah er aus wie ein Fährmann, der die Menschen über den Strom des
Unglücks hinüberführen wollte. Dann nahm er auch ihre Waffen und
Kleider, und stolzgebläht ging er nach Hastinapura, wo damals König
Schnharscha regierte.
Die Köpfe, welche aussahen wie Häupter Rähus*, warf er vor der Tür des
Königs nieder; dann erzählte er diesem ausführlich von der Mannestat,
die seine Arme geleistet hätten.
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Rahu ist ein Dämon,
dem Wischnu das Haupt abschlug, als er das Amrita trinken wollte. Sonne
und Mond hatten ihn dem Gott verraten, und aus Rache verfolgt das durch
das Amrita unsterblich gewordene Haupt noch heute die beiden Gestirne, um sie zu verschlingen. Wenn ihm das gelingt, so gibt es eine Finsternis
** Krieger
- Indische Märchen. Hg. und übersetzt von Johannes Hertel. München 1953 (Diederichs Märchen der Weltliteratur)
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