ann, zottiger Es ist richtig, daß ich an diesem Montagnachmittag, nach Dienstschluß, das Fräulein Salm, das gerade die Apotheke verließ, zusammen mit ihrer Freundin über die Straße hinweg grüßte. Ich besah genau den auffälligen Hund, den die Dunkelhaarige bei sich hatte, eine Art zottigen Mann auf allen Vieren, unbeholfen-subtil. Und ich hörte, daß die Dunkelhaarige von ihrer Freundin, dem Fräulein Salm, mit ihrem Vornamen angesprochen wurde: »Dorothee«.
Dieser Hund hat, näher besehen, große Ähnlichkeit mit mir und meiner Gangart. Er läuft herum wie ein Aushängeschild seiner Privilegien. Er hat alle Möglichkeiten, ohne daß er sie bewußt nutzen kann, und so läuft er herum, ein Dokument seiner Unweisheit: eingeschränkt, täppisch.
Und gerade jetzt muß mir das passieren, dieses vernehmbare
Einklinken in jemand, der Dorothee heißt und der mit einem mir ähnlichen Hund
durch Murrbach geht, - jetzt, bei den Engpässen,
die ich im Museum habe! - Gerade jetzt muß
ich mich, bei der deutlichen Unfähigkeit, meine
gegenwärtige oder gar eine spätere noch verantwortlichere SteHe auszufüllen,
ganz besonders fragen, ob ich, selbst
nur in dieser Hinsicht, das Recht habe, lange Stunden zu versinnieren,
Dorothee vor Augen. Es sind die einzigen
Stunden, die mir Lust und Entspannung bringen, dabei bin ich
nicht einmal auswechselbar mit ihrer zottigen, keineswegs unbeweglichen, vierbeinigen
Begleitperson. -
Walter Höllerer, Die Elephantenuhr. Vom Autor gekürzte Ausgabe. Frankfurt am
Main 1975 (st 266)
Mann, zottiger (2)
- N. N.
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