ann, stinkender Ein ordentlich gekleideter, mittelgroßer Mann kam den weg entlang. Er verbeugte sich vor Miss Van Kamp. Sein Gesicht war lang und bleich und schmal; so schmal, daß es ganz aus Knochen und Sehnen zu bestehen schien, völlig ohne jene weiche Schicht fettdurchzogenen Fleisches, die einen Menschen von einem Roboter unterscheidet. Über den hohen Wangenknochen spannte sich seine Haut. Er hatte schwarzes Haar.
»Guten Morgen«, sagte er mit einer neuerlichen Verbeugung. Er hatte große braune Augen, die schrecklich starrten, als wären sie auf einen fernliegenden Gegenstand eingestellt worden und man hätte vergessen, sie auf normale Distanz zurückzustellen.
»Guten Morgen«, sagte William Crane. »Schöner Tag heute.«
Miss Van Kamp hatte sich wieder in sich selbst zurückgezogen. Ihre Schultern waren angstvoll eingerollt, sie zitterte.
»Ja«, sagte der Mann. Er lächelte, aber nur mit den Lippen, nicht mit den Augen. »Wenn einem diese Tageszeit behagt.« Seine Stimme klang höflich.
Crane fühlte, wie sich seine Haare sträubten. Der Mann lächelte wieder
und ging mit entspannter Anmut in den hinteren
Teil des Gartens. Er ließ einen üblen Geruch zurück.
- Jonathan Latimer,
Mord bei Vollmond. Zürich 1991 (zuerst 1935)
|
||
|
||