Mann, eigener  Kamue - der Name bedeutet »einmal« - nahm eine Frau. Er bezahlte sie aber nicht. Er sagte: »Wenn die Mutter meiner Frau stirbt, will ich mich gern zuerst mit ihr in ein Grab legen. Aber meine Frau bezahle ich nicht.« Die Leute sagten: »Es ist recht.« - Kamue war ein eigner Mann. Wenn er sich wusch, steckte er die Hand nur einmal ins Wasser und sagte: »Kamue.« Wenn er aß, griff er nur einmal in die Schüssel und sagte: »Kamue.« Wenn er trank, nahm er nur einen Schluck und sagte: »Kamue.«

Die Schwiegermutter Kamues starb. Die Leute gruben ein Grab und sagten: »Kamue, du hast deine Frau nicht bezahlt, du wolltest als erster dich ins Grab deiner Schwiegermutter legen.« Kamue sagte: »Es ist gut, wo ist das Grab?« Die Leute führten ihn hin. Er legte sich in die Grube und sagte: »Kamue.« Sie legten die Schwiegermutter auf ihn. Aber die Grube war zu klein, die Schwiegermutter hatte keinen rechten Platz mehr. Die Leute nahmen die Schwiegermutter noch einmal heraus und sagten zu Kamue: »Komm, wir müssen die Grube größer machen. Ihr beide habt nicht Platz.« Kamue sagte: »Es ist recht.« Er stieg wieder heraus und sagte: »Kamue.«

Die Leute machten die Grube viel größer. Dann sagten sie zu Kamue: »Geh wieder hinein.« Kamue sagte: »Was ihr wollt! Wißt ihr nicht, daß ich alles nur immer einmal mache? Ich greife nur einmal in die Eßschüssel; ich nehme nur einen Schluck beim Trinken; ich stecke die Hand beim Baden nur einmal ins Wasser und soll mich zweimal vor meiner Schwiegermutter ins Grab legen?« Die Leute sagten: »Dagegen ist allerdings nichts zu machen.«   - Leo Frobenius, Schwarze Sonne Afrika. München 1996

 

Mann

 

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