ann, ausgemergelter   Der Derwisch schritt langsam hin und her, indem er mit seiner rechten Hand über sein graues Haar strich, und die Menge wich aus Ehrfurcht vor ihm mitten auseinander. Doch als er den Jüngling wieder anschaute, verwirrten sich ihm Blick und Verstand, und es schien, daß der Dichter für ihn diese Worte erfand:       
 

Als jener schöne Knabe dort im Hanse weilte
Und als der Festesmond' aus seinem Antlitz schien,
Da kam ein würdevoller alter Mann des Weges,
Und Ruhe und Bedächtigkeit erfüllte ihn,
  An ihm ward der Entsagung Spur geschaut.

Er hatte Tag und Nacht das Liebesspiel gekostet,
Er tauchte in des Guten und des Bösen Reich.
Den Frauen und den Männern hatt er sich ergeben;
Er ward an Hagerkeit dem Zähnestocher gleich
  Und ward ein alt Gebein, bedeckt von Haut.

Er war in jener Kunst ein Mann von Art der Perser,
Der Alte, dem zur Seite sich ein Knabe fand.
In Frauenlieb war er ein Mann vom Stamm der Asra,
In beiden Dingen kundig und von Lust entbrannt:
  Ihm waren Zaïd und Zainab gleich vertraut.

Zur Schönen zog es ihn, er liebte heiß die Schöne;
Des Lagers Spur beweinte er, von Schmerz erregt.
Ob seiner großen Sehnsucht glich er einem Aste,
Der sich im Frühlingswinde hin und her bewegt.
  Von harter Art ist, wem vor Tränen graut.

Er war erfahren in der Wissenschaft der Liebe
Und spähte wachsam aus für sich zu jeder Zeit.
Er wandte sich zu allem, Leichtem oder Schwerem;
Und schlang die Arme um den Knaben und die Maid.
  Zu alt und jung war ihm die Liebe traut.

  - (1001)

 

Mann

 

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