Mann, armer  Sie hatte in zweiter Ehe den verstorbenen Marquis von Vervins geheiratet, den Ersten Hofmeister des königlichen Hauses, der einer der ärmsten Männer Frankreichs war. Jene Frau war eine Rasende, wenn es denn jemals eine gegeben hat; sie schlug so oft ihren Mann, und er trug so häufig Spuren ihrer Schläge davon, daß der verstorbene König Vervins riet, sie einzusperren, und die Königin war gezwungen, ihm sagen zu lassen, sie solle nicht mehr in den Louvre kommen (in den Wohnbereich des Königs). Jene Verrückte meinte: «Das heißt, daß die Königin eifersüchtig ist und sehr wohl sieht, daß der König sich in mich verliebt.»  - (tal)

Mann, armer (2)  »Das ist niederträchtig!« rief Voland empört. »Bei einem armen Mann wie Ihnen . . . Sie sind doch ein armer Mann?«

Der Kantinenwirt zog den Kopf ein, und man sah deutlich, daß er ein armer Mann war.

»Wie hoch sind Ihre Ersparnisse?«

Die Frage klang teilnahmsvoll, war aber dennoch nicht eben vornehm. Der Kantinenwirt wand sich.

»Zweihundertneunundvierzigtausend Rubel hat er auf fünf verschiedenen Sparkassen«, antwortete eine klirrende Stimme aus dem Nebenzimmer, »und zu Hause unter den Dielen hat er noch zweihundert goldene Zehnrubelstücke.«

Der Kantinenwirt saß wie angebacken auf seinem Hocker.

»Ja, das ist natürlich kein Betrag«, sagte Voland herablassend zu seinem Gast, »dabei brauchen Sie dieses Geld gar nicht. Wann werden Sie sterben?« Empörung packte den Kantinenwirt. »Das weiß niemand, und das geht auch niemand was an«, antwortete er.

»Von wegen, das weiß niemand«, sagte dieselbe Stimme aus dem Nebenzimmer. »Ist ja schließlich nicht Newtons Binom! In neun Monaten stirbt er an Leberkrebs, im Februar nächsten Jahres, in der Moskauer Universitätsklinik, Zimmer vier.«

Der Kantinenwirt wurde gelb im Gesicht. »In neun Monaten«, rechnete Voland nachdenklich. »Zweihundertneunundvierzigtausend, das macht rund gerechnet siebenundzwanzigtausend per Monat. Nicht viel, aber zum bescheidenen Leben reicht's. . .Außerdem hat er noch die Goldstücke . . .«

»Die kann er nicht mehr verbrauchen«, mengte sich wieder die Stimme ein und ließ das Herz des Kantinenwirts vereisen. »Nach seinem Tode wird das Haus abgerissen, und die Goldstücke werden bei der Staatsbank abgeliefert.«

»Ich würde Ihnen nicht raten, sich in die Klinik zu legen«, sagte der Artist. »Was hat es für einen Sinn, in einem Krankenzimmer unter dem Stöhnen und Röcheln Todgeweihter zu sterben? Ist es nicht besser, für die letzten siebenundzwanzigtausend ein Festmahl zu veranstalten, Gift zu nehmen und unter Saitenklängen in die andere Welt einzugehen, umgeben von trunkenen schönen Frauen und übermütigen Freunden?«  Der Kantinenwirt saß reglos und war sehr gealtert.   - (meist)

 

Mann Armut

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme