ann,
guter
Da die Ränke und falsche Kunstgriffe in der bürgerlichen Gesellschaft
allmählich zu gewöhnlichen Maximen werden und das Spiel der menschlichen Handlungen
sehr verwickeln, so ist es kein Wunder, wenn ein sonst verständiger und redlicher
Mann, dem entweder alle diese Schlauigkeit zu verächtlich ist, als daß er sich
damit beschäftige, oder der sein ehrliches und wohlwollendes Herz nicht dazu
bewegen kann, sich von der menschlichen Natur einen so verhaßten Begriff zu
machen, unter Betrügern allerwärts in Schlingen geraten und ihnen viel zu lachen
geben müsse, so daß zuletzt der Ausdruck, ein guter Mann, nicht mehr auf eine
verblümte Art, sondern so gerade zu einen Einfaltspinsel, gelegentlich auch
einen H - - bedeute; denn in der Schelmensprache ist niemand ein verständiger
Mann, als der alle andere für nichts Bessers hält, als was er selbst ist, nämlich
für Betrüger. - Immanuel Kant, Versuch über die Krankheiten des Kopfes
(1764)
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