Manganelli, Giorgio  Manganelli hat jung geheiratet und ist noch jünger geschieden worden. Seine Ehe ist eigentümlich fruchtbar. Er hat eine Tochter, die er für eine der besten Gestalten Dostojewskis hält, und er legt seine Hoffnung in drei wahrscheinliche, aber feinsinnige Vorstellungen: daß er ziemlich jung stürbe, um wiedergeboren werden zu können, als Sohn-seiner eigenen Tochter.

Schlecht und unglücklich, zerlumpt und neurotisch, mußte er dem Beruf des Lehrers nachgehen. Was auch immer er gelehrt hat, er war ein schlechter Lehrer von 1947 bis 1971.

Am 15. Juli 1953, den von ihm so genannten Unabhängigkeitstag, verließ er Mailand, um der peinlichen Wahl zwischen einem gewaltsamen Tod oder einem geistigen Verfall zu entgehen. Er kam nach Rom und seitdem haßte er jahrelang Mailand. Später gelang es ihm dennoch, öfters in Mailand zu sein, ohne den Dom sehen zu müssen.

Roccabianca ist sein Geburtsort in der Emilia Romagna, wenige Kilometer vom Po entfernt, in der Nähe von Parma. Deshalb hat er zum Essen eine rohe und verhängnisvolle Beziehung. Er hat mit den Ravioli gerauft, sich durch die Unzucht des Lambrusco verführen und die Unverschämtheiten des lokalen Käses hinreißen lassen.

 Beruhigt hat er sich in kreisrunden Torten. Obwohl es ihn überrascht, ist er kein Alkoholiker, raucht nicht und haßt Menschen, die während des Essens rauchen. Im Dezember 1960 begann er, auf ihm absolut unverständliche Weise, ein Buch zu schreiben. Seitdem schreibt er, und wahrscheinlich ist dies die einzige lasterhafte Gewohnheit, die er angenommen hat.  - Giorgio Manganelli, nach (man)

 

Poet

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme