makartziege (Capra artificiosa seu makartiana Koszl.) Verbreitung: Züchtung, in zoologischen Gärten und gepflegten Heimen. Größe: bis zu 1 Meter Höhe Farbe: modefarben

Die Makartziege ist eine beliebte Züchtung, die in freier Wildbahn ebensowenig auftritt wie etwa das japanische Horbra. Sie wird in manchen Tiergärten auch Plüschfeigerl genannt (so im Wiener Tiergarten zu Schönbrunn), was nicht ohne weiteres verständlich ist. Die Ziege eignet sich hervorragend als Haustier und fand deshalb auch sehr bald eine entsprechend große Verbreitung. Ihr anhängliches Wesen, die Unaufdringlichkeit ihrer Existenz, besonders aber ihr dekoratives Äußere machen sie zu einem der beliebtesten Einrichtungsfaktoren in Familien, die Wert auf eine gediegene Häuslichkeit legen.

Die Makantziege, die bei entsprechender Pflege ein hohes Alter erreichen kann, ähnelt in Aufbau und Aussehen den heimischen Ziegen; jedoch ist sie in ihrem Inneren weitaus komplizierter angelegt. Nicht nur bestehen ihre inneren Organe aus einem hochentwickelten Röhrensystem, einem Meisterprodukt durchdachter Züchtung, bei der Schritt für Schritt das tierische Gewebe durch Metallteile ersetzt wurde. Der Züchtungsvorgang nahm Jahre in Anspruch und beschäftigte die hervorragendsten Zoologen. Die eindringlichste Schilderung findet man bei Albert Koszlawski in den Studien zur Problematik bei der Züchtung semicarnaler Arten (in der Zeitschrift für zoologische Grundfragen, 34. Jg., Köln 1954). Der angesehene Gelehrte beschreibt dort, unter welch ungeheuren Schwierigkeiten die etappenweise Kreuzung einer Ziegenart, der Schraubenziege (Capra falconeri Wagn.) mit einer Stahlkonstruktion vorgenommen werden mußte. Mehrmals schien das Vorhaben vom Scheitern bedroht, da die Stahlkonstruktion in ihren Reaktionen keineswegs den vorausberechneten Erwartungen entsprach. Immerhin war im Jahre 1953 ein erstes Stadium erreicht. Der weitere Züchtungsvorgang ist zu kompliziert, um hier wiedergegeben werden zu können, nur soviel sei gesagt, daß ausgesuchte eisenhaltige Nahrung, ständige Beobachtung und diffizilste Kleinarbeit nötig waren, bis das fertige Produkt endlich im Dezember 1962 einer staunenden Fachwelt vorgeführt werden konnte. Nicht nur die Weichanatomie des Tieres war aus Stahl, auch seine Gliedmaßen waren beste Stahlkonstruktion, teilweise mit Kunststoffen untersetzt. Das Äußere der Ziege aber hatte man mit einem Plüschüberzug versehen, der dem Tier eine wahrhaft ästhetische Erscheinung gab. So war von Anfang an auf den erlesenen Geschmack der Tierfreunde Bedacht genommen und damit der neuen Ziegenart weite Verbreitung gesichert. Die Ziege, die ihren Namen nach dem bekannten Zoologen Karl Makart erhielt, der bereits vor 1933 auf die Möglichkeiten neuer Kreuzungsversuche hingewiesen hatte, eroberte sich in kürzester Zeit die Zuneigung aller wahren Tierliebhaber. Sie fand Eingang in die wichtigsten Tiergärten und besonders in die Heimstätten gebildeter Schichten, denen ein augenfähiger Ausdruck ihrer des Menschen so würdigen Liebe zu den Kreaturen der Natur Herzenssache ist.

Makartziege, nach W. Schmögner

Da die Makartziege sehr genügsam ist und mit Abfällen, gelegentlich untermischt mit etwas Flüssigkeit, durchaus vorliebnimmt, kann es keine Frage des Geldes sein, sich dieses liebenswürdige Tier zu halten. Die Ziege verarbeitet zudem ihre Nahrung fast zur Gänze zu den für sie nötigen Aufbaustoffen; ab und zu sind Gaben von Eisenpräparaten geboten, ebenso wie man hin und wieder mit Schmieröl die Beweglichkeit der Gliedmaßen wird unterstützen müssen. Das Tier steht meist ruhig kauend in einem Winkel seiner jeweiligen Behausung, sei es Käfig oder Salon, und nur gegen Abend schreitet es still und bescheiden durch die Räume. Da kann dann eine festliche Gesellschaft das geschmackvolle Wesen ohne Mühe bewundern und wird die größte Freude darüber äußern.

In einer Zeit, die immer mehr dem Ungeist des Materialismus verfällt, müssen derartige Geschenke der Natur aufs innigste begrüßt werden. - (kv)

Ziege
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