ahlzeit  Der König von Uganda allein, niemand durfte ihn beim Essen sehen. Eine seiner Frauen hatte ihm die Speisen zu reichen. Während seines Mahles mußte sie ihr Gesicht abwenden. »Der Löwe ißt allein«, sagte das Volk. Gefiel ihm sein Essen nicht oder brachte man es ihm nicht rasch genug, so ließ er den Schuldigen rufen und durchbohrte ihn mit einem Speer. Hustete die Aufwärterin während des Essens, so wurde sie mit dem Tode bestraft. Er hatte immer zwei Speere bei der Hand. Kam jemand zufällig herein und überraschte den König beim Essen, so wurde er auf der Stelle erstochen. Das Volk sagte dann: »Der Löwe beim Essen hat den oder den getötet.« Seine Speisereste durften von niemand angerührt werden, sie wurden seinen Lieblingshunden gegeben. - (cane)

Mahlzeit (2) In der Wohnung im zweiten Stock befand sich ein Eßzimmer, wo ich recht oft ziemlich mittelmäßig gespeist habe. Degas lebte in ständiger Angst vor Verstopfung und Darmkatarrh. Das allzu schlicht zubereitete Stück Kalbfleisch und die nur in Wasser gekochten Nudeln, von der alten Zoé mit der gebührenden Umständlichkeit aufgetragen, schmeckten peinlich fade. Nachher mußte man eine Orangenmarmelade aus Dundee über sich ergehen lassen, die ich nicht ausstehen konnte, an die ich mich aber mit der Zeit gewöhnte und die mir, wie ich glaube, schon der Erinnerung wegen nicht mehr zuwider ist. Wenn ich jetzt in die Lage komme, von diesem mit karottenfarbenen Fäserchen durchsetzten Mus zu kosten, sehe ich mich unwillkürlich einem schrecklich einsamen, verdüsterten alten Mann gegenüber, der wegen des Zustands seiner Augen auf die Arbeit verzichten mußte, die sein Alles war. Er reicht mir eine Zigarette, sie ist hart wie ein Bleistift, und ich muß sie, damit ich sie rauchen kann, zwischen den Handflächen rollen — eine Prozedur, die er jedesmal mit Aufmerksamkeit verfolgt.  - (deg)

Mahlzeit (3) Im folgenden ist die Rede von einer 5köpfigen Familie. Beide Elternteile arbeiten und zwar in einer Düngemittelfabrik in der Nähe von Leipzig. Die Frau sortiert Tierknochen, der Mann steht in der Knochenstampfe. Von den drei Kindern tragen das 11jährige Mädchen und der 8jährige Junge durch Gelegenheitsarbeiten zum Unterhalt der Familie bei:

Die Frau erhebt sich um 4 oder  1/4 5 ... mit ihr stehen zugleich die beiden größeren Kinder auf. Sie macht zunächst Feuer an, um das erste Frühstück zu bereiten und kleidet sich an. Später weckt sie den kleinsten Jungen auf, um ihn zu waschen, zu kämmen und anzuziehen. Der Mann steht eine halbe Stunde später auf als die Frau. Zu den wichtigsten Morgenbeschäftigungen der Frau gehört es, für das Leben auf der Fabrik den Tag über den gemahlenen Kaffee, etwas Wurst und das nötige Brot einzupacken, das Hauptnahrungsmittel neben den Kartoffeln. Sie muß auch den Kindern das für den Tag bedurfte Brot abschneiden. Auf das Schwarzbrot, welches also nicht etwa dem Kaffeebrötchen der Reichen entspricht, sondern die Tagesnahrung außer Kartoffeln darstellt, gibt es Butter, bei den Kindern weiter nichts als Butter. Die Familie braucht wöchentlich 4 Brote zu je 8 Pfund im Preise von 88 Pfennig, das heißt das Doppelte, wie begüterte Familien von gleicher Kopfzahl verzehren. Semmel oder Weißbrot wird wochentags nicht zum ersten Frühstück genossen, sondern Schwarzbrot, niemals gibt es zum Kaffee Zucker oder Milch. Vor dem Gange nach der Fabrik wird der Kaffee eingenommen. Der Kaffeegenuß kehrt täglich noch 3mal wieder. Das ist derjenige Genuß, welchen der wäßrige Aufguß von wöchentlich 1/4 Pfund Kaffee zu 30 Pf. und l Liter Gerste zu 20 Pf. gewähren kann. Der Mann verzehrt statt des Kaffees eine Mehlsuppe mit etwas Butter und einer Kleinigkeit Zucker.

Zum Mittagessen haben Mann und Frau eine Stunde freie Zeit. Dasselbe besteht aus Brot und Butter und der anderen Hälfte der für die 10 Pf. erhaltenen Mengen Käse oder Wurst. Dazu spendet der erwähnte Kessel wieder Wasser zu einem Topf Kaffee. Da der Ausdruck >10 Pf. Wurst< zu unbestimmt ist, um dem Mann in der Studierstube eine bestimmte Vorstellung von der Tagesration des Mannes in der Knochenstampfe zu geben, habe ich dieselbe durch gewissenhafte Durchschnittsermittlung gewogen und gemessen... in populärem Maße ausgedrückt: das täglich vom Mann verzehrte Stück Wurst ist noch nicht so groß wie drei Viertel von einer Jönköpings-Streichholzschachtel (1,9 X 3,8 X 6 = 43 Kubikzentimeter). Davon macht er zwei Mahlzeiten... Das Abendessen im Haus ist bei den Leuten die warme Hauptmahlzeit, sie soll das Mittagbrot ersetzen, Sie besteht in der Hauptsache aus mit der Schale gekochten Kartoffeln; sie glauben, daß sie die Woche ›drei Metzen gut‹ davon gebrauchen. In den letzten drei Wochen haben sie l Zentner aufgegessen, also wöchentlich dem Gewicht nach ungefähr so viel als Brot. Als Zuspeise dazu genießen sie zweimal in der Woche je einen Hering zu 10 Pf; einmal kaufen sie für 10 Pf. Quark, der von ihnen auf 1/3 Pfund geschätzt wird. Gewöhnlich einmal in der Woche essen sie zu diesen Kartoffeln ›geröstet Salz‹, welches in folgender Weise bereitet wird: man nimmt eine Handvoll Salz, etwas Talg und Mehl und läßt es durch Braten in der Pfanne braun werden. Einmal in der Woche (außer sonntags) ißt die Familie statt der Kartoffeln Graupen und Reis. Sie verbraucht zu einer Mahlzeit l Pfund, dazu 1/2 Pfund Rindfleisch zu 30 Pf. und für einige Pfennige Zwiebeln. Sonnabend abends wird gar nicht gekocht; die Leute essen Wurst und Brot und trinken zwei, wohl auch drei Glas Lagerbier dazu, zu 13 Pf. das Glas. - Nach: Frederick Hetmann, Rosa L. - Die Geschichte der Rosa Luxemburg und ihrer Zeit. Frankfurt am Main 1979

Mahlzeit (4)  Da die Mahlzeit weniger reichlich sein sollte als das Souper, begnügte man sich mit vier Gängen, jeder aus zwölf Schüsseln bestehend. Der Burgunder wurde mit den Hors d'œuvres aufgetragen, zu den Entrées servierte man Bordeaux, zum Braten Champagner, zu den Entremets Hermitage und zum Dessert Tokayer und Madeira. Die Köpfe erhitzten sich, und die Ficker, denen zu dieser Zeit alle Rechte über die Gattinnen eingeräumt waren, malträtierten diese ein wenig, Konstanze wurde sogar ein bißchen gestoßen und geschlagen, weil sie Herkules nicht sogleich einen Teller herbeigbracht hatte. Herkules, der beim Herzog in sehr großer Gunst stand, glaubte die Unverschämtheit soweit treiben zu können, daß er dessen Frau schlug und belästigte, und der Herzog lachte nur dazu. Curval, sehr benebelt beim Dessert, warf seiner Frau einen Teller ins Gesicht, der ihr den Kopf gespalten hätte, wenn sie ihm nicht ausgewichen wäre. Durcet, der bei einem seiner Nachbarn einen Ständer sah, zog ohneweiters, obwohl er bei Tisch war, seine Hosen aus und präsentierte seinen Hintern. Der Nachbar spießte ihn auf, und nach dieser Operation vereinigte man sich wieder zum Trinken, als ob nichts geschehen wäre. Der Herzog ahmte bald mit Bande-au-ciel die kleine Infamie seines alten Freundes nach und wettete, daß er, obwohl der Schwanz enorm war, kalten Sinnes drei Flaschen Wein trinken werde, während man ihn in den Arsch ficken würde. Welche Gewöhnung, welche Ruhe, welch kalter Sinn in der Ausschweifung! Er gewann seine Wette, und da er sie nicht nüchtern  trank, da diese drei Flaschen mehr als fünfzehn anderen nachfolgten, erhob er sich davon ein bißchen taumelig. - (sad)

Essen

 

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