ärchenfisch Ach,
diese Grashechte vom Waldensee! Wenn ich sie auf dem Eis oder in der Grube,
welche der Fischer in das Eis hackt und in welche er durch ein kleines Loch
das Wasser einläßt, liegen sehe, so bin ich immer wieder von ihrer seltenen
Schönheit überrascht; es scheint mir, als ob das Märchenfische wären. Sie sehen
so fremd in unsern Straßen, so fremd selbst in unsern Wäldern aus, so fremd
wie Arabien unserm Concorder Leben ist. Sie haben eine blendende, durchscheinende
Schönheit, die durch eine weite Kluft von dem leichenhaften Stockfisch und Kabeljau
getrennt ist, deren Ruhm in unsern Straßen ausposaunt wird. Sie sind nicht grün
wie die Tanne, nicht grau wie die Steine, nicht blau wie der Himmel; sie haben
aber für mein Auge noch köstlichere Farben, gleich Blumen und Juwelen; sie könnten
Perlen sein, die tierischen nuclei oder Kristalle des Waldenwassers.
Sie sind aber auch durch und durch Walden; sind selbst kleine Walden im Tierreiche:
Waldenses. Es ist erstaunlich, daß man sie hier fängt - daß in dieser
tiefen, weiten Quelle, tief unter den rasselnden Lastwägen, Kutschen und klingelnden
Schlitten, welche die Waldenstraße befahren, dieser große und smaragdene Fisch
schwimmt. Ich habe seinesgleichen noch auf keinem Markt gesehen. Aller Augen
würde er auf sich lenken. Leicht, unter einigen konvulsivischen Zuckungen, gibt
er seinen wässerigen Geist auf, gleich einem Sterblichen, der vorzeitig in die
dünne Luft des Himmels versetzt wurde. -
Henry David Thoreau, Walden oder Leben in den
Wäld
ern.
Zürich 1979 (zuerst 1854)