ädchen, ideelles Nach
Jahren fand ich mich wieder für einen Monat in Mitteleuropa; traf das
Mädchen, das ich früher mit ein paar Stichen zu einem mir bekannten
Mädchen zusammengeflickt hatte, das in meinem Kopf in den Jahren zu
einem immer mehr ideelleren, das heißt austauschbaren Mädchen geworden
war, und die ich mit straffer Hose und starken Armen heiraten wollte,
die auch Kleider angezogen hatte, die mir vertraut, die ich heiratete
und mit der ich allein war am Abend, am nächsten Tag wollten wir nach
Neapel fahren. Aber die zog die Flicken aus, die mir bekannt waren;
zuerst löste sie die mir vertraute Frisur, mit der ich sie ganz
identifiziert hatte und mit ihrem Namen gleichgestellt (der spielt hier
keine Rolle). Dann legte sie das Kleid ab und ich war schon sehr
unsicher, denn allzu persönlich ist Unterwäsche nicht; dann schlüpfte
sie aus den Schuhen und ihre Zehen gingen auseinander wie ich mir das
nicht vorgestellt hatte. Sie schlüpfte aus dem Unterrock und ich wußte
nicht mehr, wo ich war, war ich in Japan? Ich hatte vorher nie ihre
Brust gesehen, was hatte die mit ihr zu tun? Sie stieg aus dem Schlüpfer
und ich betrachtete grübelnd ihren Hintern, zu tief zu tief hing er,
das Bild in mir hing höher. Dann näherte ich - pflichtgemäß getrieben -
meinen Kopf ihrem Schoß und der roch anders als mir lieb war. Das ist
das Ideelle, pflegte ich später zu sagen, wenn ich darauf zurückkam;
stell dir vor, du hättest, statt das Mädchen zu heiraten, über sie eine
Erzählung geschrieben! Noch heute bedrängt mich der Gedanke, wohin man
die große Masse so eines Menschen nach der Ermordung stecken könnte, wie
vom Erdboden vertilgen? Nun, ihr gefiel es nicht in Neapel, Neapel war
ihr zu virulent, und sie verließ mich, die treulose Seele. - (acht)
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