Luzidität    Ich war überrascht und geschmeichelt, daß dieses seltsame Individuum, zu dem ich in heißer Bewunderung aufsah, mich zu seinem Vertrauten erwählte. Mit ihm verglichen war ich ein intellektueller Bücherwurm und im schlechten Sinne weltlich. Aber fast sofort legte ich diese Seite meines Wesens ab und sonnte mich in dem warmen, unmittelbaren Licht, das seine tiefe und natürliche Erkenntnis der Dinge erzeugte. In seiner Gegenwart hatte ich das Gefühl, entkleidet oder vielmehr enthäutet zu werden, denn er verlangte weit mehr als bloße Nacktheit von dem Menschen, mit dem er sprach. Wenn er mit mir redete, wandte er sich an ein Ich, dessen Existenz ich nur dunkel ahnte: das Ich zum Beispiel, das zum Vorschein kam, wenn ich beim Lesen eines Buches plötzlich merkte, daß ich ins Träumen geraten war. Nur wenige Bücher hatten die Eigenschaft, mich in eine solche Trance zu versetzen, eine Trance äußerster Luzidität, in der man unbewußt zu den tiefsten Schlüssen gelangt. Das Gespräch mit Roy Hamilton besaß diese Eigenschaft. Es machte mich geistig reger denn je, übernatürlich rege, ohne gleichzeitig das Traumgewebe zu zerstören. Er wandte sich, mit anderen Worten, an den Kern des Ich, an das Wesen, das schließlich über die nackte Persönlichkeit, das synthetische Ich, hinauswuchs, und ließ mich wirklich allein und einsam, damit ich mein eigenes Schicksal gestalten könne.    - (wendek)
 

Klarheit

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VB
Erleuchtung

 

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