uxus ist der Gebrauch, den man vom Reichtum und Gewerbe (industrie) macht, um sich ein angenehmes Dasein zu verschaffen.

Der Luxus hat als Hauptursache jene Unzufriedenheit mit unserem Zustand, jenen Wunsch nach einem besseren Leben, der in allen Menschen liegt und liegen muß. Er ist die Ursache ihrer Leidenschaften, ihrer Tugenden und ihrer Laster. Dieser Wunsch muß sie notwendig soweit bringen, den Reichtum zu lieben und zu erstreben; deshalb zählt der Wunsch nach Bereicherung zu den Triebfedern jeder Regierung, die nicht auf Gleichheit und Gütergemeinschaft beruht. Doch der Hauptgegenstand dieses Wunsches muß der Luxus sein; deshalb gibt es Luxus in allen Staaten, in allen Gesellschaften: der Wilde hat seine Hängematte, die er für Tierfelle kauft; der Europäer hat sein Sofa, sein Bett; unsere Frauen legen rote Schminke auf und Brillanten an, die Frauen in Florida legen blaue Schminke auf und Glasperlen an. - (enz)

Luxus (2) Für den Menschen ist Sexualität die einzige Möglichkeit, Babys zu bekommen, und genau das schien der einzige Sinn der Sexualität zu sein. Erst in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts begann man, diese Vorstellung in Zweifel zu ziehen. Man erkannte, daß es offenbar alle möglichen, besseren Wege zur Fortpflanzung gab: Mikroskopisch kleine Tiere zweiteilen sich. Weidenbäume wachsen aus Stecklingen. Der Löwenzahn produziert Samen, die aus dem Erbgut der Mutterpflanze geklont sind. Jungfräuliche Blattwespen gebären jungfräuliche Nachkommen, die bereits mit weiteren Jungfrauen schwanger sind. Der Zoologe August Weismann formulierte dies im Jahre 1902 deutlich: »Eine so fundamentale Einrichtung [wie die Amphimixie, die Vermischung zweier Keimplasmen] muß eine fundamentale Bedeutung haben, und es fragt sich, wo diese liegen könnte? ... Soviel läßt sich von vornherein sagen: in der Ermöglichung der Fortpflanzung kann sie nicht liegen, denn diese geschieht auch ohne sie auf die verschiedenste Weise, durch Zwei- oder Mehrtheilung des Organismus, durch Knospung, durch Erzeugung einzelliger Keime.«

Weismann war der erste, der diese Schule machende Auffassung vertrat. Seither haben Evolutionsbiologen bis auf den heutigen Tag in regelmäßigen Abständen erklärt, daß Sexualität ein Luxus sei, den es eigentlich nicht geben dürfte. - Matt Ridley, Eros und Evolution. Die Naturgeschichte der Sexualität. München 1995 (zuerst 1993)

Luxus (3)  Goldsmith vertrat die verbreitete Ansicht, der heutige Menschenschlag sei entartet, und zwar sei der Luxus, das üppige Wohlleben, daran schuld.

JOHNSON. «Erstens einmal halte ich die Behauptung nicht für ausgemacht. Ich glaube, es gibt heute in England ebenso viele groß gewachsene Menschen wie nur je. Zweitens aber, angenommen, der Wuchs sei tatsächlich nicht mehr, was er früher war, so hat das nichts mit dem üppigen Wohlleben zu tun. Bedenken Sie doch, welch geringer Bruchteil der Bevölkerung bestenfalls daran teilhat. Bei unseren Soldaten, die mit einem Tagessold von sechs Groschen auskommen, kann doch von Üppigkeit keine Rede sein, und dasselbe gilt für fast alle andern Stände auch. Sofern die Armen am Wohlleben teilhaben, tut es der Rasse keinen Abbruch, im Gegenteil, das Volk wird dadurch gekräftigt und vermehrt. Nein, der Luxus hat noch keinem Volk etwas anhaben können, denn es werden, wie gesagt, immer nur ganz wenige davon betroffen. - (johns)

Wünsche Überfluß
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