ügensucht  Sehen wir ihn uns doch einmal aus der Ferne an, während er in einer Ecke des Salons einen Oberst mit Fragen bedrängt und ihm dann zuhört. Er sieht ganz verzagt aus, seine Lippen hängen bitter herab, die Lider lasten auf dem glanzlosen Auge: ein Anzeichen dafür, daß der Oberst die Wahrheit erzählt. Aber wie jetzt plötzlich Prosperos Auge funkelt, wie sich sein Gesicht belebt und die Zunge aus dem Munde schnellt. Was ist bloß geschehen? Der Oberst hat gelogen, der wackere Oberst hat ihm wacker eine Lüge erzählt.

Wer möchte mit dem Oberst hart ins Gericht gehen, wenn dieser im Vertrauen ausgeplaudert hat, daß ein von Catania abgeschossener Torpedo Genua erreicht, dort einen Augenblick verharrt und dann zurückkehrt. Bei Prospero kann man einfach nicht anders als lügen: sein Gesicht fordert auch den ernstesten Mund zur Lüge heraus, ja, er fleht ihn geradezu darum an. Wie oft haben die friedlichsten Leute ihrem Gesprächspartner nur deshalb eine Ohrfeige erteilt, weil dessen Wange sich so darbot, daß sich ihre Hand wie von selber hob und heftig darauf niedersauste ?

Nun, Prospero entreißt einem die Lügen. Und er gibt sich nicht etwa mit kleinen Lügen zufrieden! Solche bereiten ihm nur ein winziges Vergnügen, das nicht länger währt, als wenn ein Elefantenmaul ein Vögelchen verschluckt. Die Lügen müssen dick aufgetragen und kompliziert sein, hohe Persönlichkeiten und Fremdwörter mit einbeziehen, mit denen irgendwelche Dinge bezeichnet werden, die es nie gegeben hat. Ein Jäger, der mit dem Gewehr ein Heer erschießt, das im Bauch ausgestopfter Wale navigiert, bereitet ihm schon ein gewisses Vergnügen. Wenn der Jäger dasselbe Heer aber mit einem Rucans tötet (das ist eine ganz neu erfundene Waffe, die aus einem Pfeil besteht, der durchbohrende und blendende rote Strahlen aussendet), freut er sich zu Tode. Er ist zum Glauben geboren, er ist immer bereit zu glauben und besitzt eine solche Leichtgläubigkeit, daß er sie in seinem ganzen Leben nicht aufbrauchen kann.  - (branc2)