»Können Sie die Todesursache feststellen?«
»Zweifellos hat die Lokomotive den Tod verursacht. Der Schädel ist wie der Deckel einer Dose abgerissen, und in einer Entfernung von mehreren Metern wurden Gehirnfetzen gefunden.«
»Sind Sie der Auffassung, daß Bessy noch lebte, als sie überfahren wurde?«
»Ja.«
»Ist es möglich, daß sie bewußtlos war, entweder infolge von Schlägen oder einer Vergiftung?«
»Das ist möglich.«
»Haben Sie Spuren von Schlägen festgestellt, die ihr vor dem Tode versetzt worden sind?«
»Bei dem Zustand der Leiche ist eine derartige
Feststellung unmöglich.« - Georges Simenon, Maigret in Arizona. München
1976 (Heyne Simenon-Kriminalromane 16, zuerst 1949)
- Emile Zola, nach (
loe2
)
Lokomotive (3) Ich entdecke plötzlich, daß das Bild,
das mir bei meinem ersten Versuch, in die Vergangenheit zu schauen, erschien:
eine Lokomotive, die eine Reihe von Waggons über eine Steigung hinanschleppte
- daß dieses Bild aus jener auf dem Diwan verbrachten Nacht stammt, wo ich den
Atemzügen meines sterbenden Vaters lauschte. So machen
Lokomotiven, die ungeheure Lasten hinter sich herschleppen: zuerst keuchen sie
regelmäßig, plötzlich beginnen sie zu hasten, plötzlich setzen sie aus, was
auch bei ihnen wie die stumme Ahnung von etwas Fürchterlichem wirkt. Denn wer
dies hört, muß fürchten, daß die Lokomotive samt ihrem langen Anhang kopfüber
hinunterstürzen wird. -
(cos)
Lokomotive (4) Der Morgenzugr kam von Ciampino herauf, ganz schwarz, und tat wie ein erboster Feuerwehrler, schickte aus dem Schornstein Explosionen von braunem Rauch gen Himmel und dann, plötzlich, weißen Dampf, puffte dahin, fuffuffumi, daß es sich wie Gewehrsalven anhörte, un4 man zu fragen versucht war: aber was ist denn los mit dir - und paffte so nach unten weg aus einem Paar zylindriger Säcke - hierhin, dorthin, als ob er ebenerdige Schnurrbärte hätte. Es trieben und drehten sich die glänzenden und geölten Stangen und die wie von einem irren Scherenschleifer angetriebenen Kurbeln, mit einem Geruch gesottenen Öls, in der tragischen Überwindung der kleinen Geländesteigung des Ingenieurs Ne-groni. Sah aus, der Zug, als wollte er einem an die Gurgel springen, einem Gift und Galle ins Gesicht spucken, und weil er nicht hinten hoch kann vor lauter Gicht, schießt er die Wut, die er im Bauch hat, aus allen Nasenlöchern heraus, und gleichzeitig bei den Füßen.
Jenseits vom Bahnwärterhäuschen, entlang dem grauen Pfad an der fliehenden
Böschung, beeilten sich derweil zwei oder drei tödlich verschreckte Hennen,
ungewohnterweise jedoch mucksmäuschenstill, in beschleunigtem Kratzfußtempo
die Gleise hinab zu entfleuchen: sie dann flatternd zu überqueren, im geeignetsten
Moment, knapp vor den Puffern und den drübersitzenden Scheinwerfern, mit jener
vorbedachten Selbstmördergesinnung, die ihnen eigen ist. - Carlo Emilio Gadda, Die gräßliche Bescherung
in der Via Merulana. München 1988
Lokomotive (4)
- N. N.
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