Löwenmut  Wie behauptet wird, greift er den Menschen oder ein Tier, das nicht vor ihm flieht, nie an, ohne sich vorher in einer Entfernung von 10 - 12 Schritt zum Sprung niederzulegen. Wer nun entflieht, ist unrettbar verloren; wer aber ruhig stehen bleibt, gegen den wird er den Sprung nicht wagen, wenn man nur Mut genig hat, ihm ruhig und fest ins Auge zu schauen. nach einiger Zeit erhebt er sich langsam, geht unter beständigem Umsehen einige Schritte zurück, legt sich wieder, entfernt sich abermals in immer kürzeren Zwischenräumen und nimmt endlich, wenn er ganz aus dem Wirkungskreis des Menschen zu sein glaubt, in vollem Lauf die Flucht. Durch Wachtfeuer geschützte Lager überfällt er niemals.

Die körperlichen Vorzüge des Löwen, die durch eine wirklich edle Gestalt, einen gravitätischen Gang,  ein ernstes, stolzes Gesicht noch erhöht werden, mögen immerhin berechtigen, den Löwen als den König der Landtiere anzusehen; was aber seine intellektuellen Eigenschaften betrifft, so ist seine Geschichte mit einer Menge von Fabeln ausgeschmückt. Seine Großmut ist meist eine poetische Verschönerung seiner Trägheit und Apathie oder der Verachtung vieler kleinerer Tiere, die er des Raubes nicht wert hält und ungehindert vorübergehen läßt. In dem Charakter des Löwen wechseln Mut, Kühnheit und Feigheit. Verfehlt er einen Sprung auf Raub, so flieht er, als schäme er sich seines mißlungenen Anfgriffs. Er ist nicht so beharrlich kühn, so dreist und verwegen wie der Tiger, der ihm weder weicht noch ihn fürchtet. Der Mut des Löwen erwacht erst, wenn ihn der Hunger plagt. - Meyers Konversations-Lexikon, 1888

 

Löwe Mut

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme