öwenjunges Malli
segelte ihren hochgemuten Kurs, so verwegen und sicher, als stünde Kapitän Ross
in eigener Person am Ruder. Die jungen Männer auf der Straße drehten sich nach
ihr um, und es gab solche, die sich einbildeten, in ihrer außergewöhnlichen
Lage würde sie eine leichte Beute sein. Das aber war ein Irrtum. Das Mädchen
mochte sich wohl dazu bekennen, ein Korsarenkind zu sein; keinesfalls aber wollte
sie Freiwild werden für einen Korsaren. Als Kind war sie weichherzig gewesen;
als junges Mädchen kannte sie kein Mitleid. Nein,
dachte sie bei sich, jetzt sollen sie meine Opfer sein. Trotzdem brachte das
ungewöhnliche Erlebnis der Anbetung, dieses neue Spiel
von Verteidigung und Angriff Unruhe in ihre ersten Jugendjahre. Und indem wir
hier Mallis Geschichte aufschreiben und lesen, steht es uns frei, uns vorzustellen,
daß bei einer längeren Dauer dieser Geschichte das aus ihr geworden wäre, was
die Franzosen une lionne nennen, eine Löwin.
In unserer Geschichte ist sie nur ein Löwenjunges, auch einem jungen Hunde ähnlich
in ihren Bewegungen, und bis zum letzten Kapitel unsicher in ihrer Einschätzung
der eigenen Kraft.
- Tania Blixen, Schicksalsanekdoten.
Reinbek bei Hamburg 1988 (zuerst 1958)
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