ösung,
nichtfunktionale
Bei seinem letzten Besuch in der Bibliothek hatte er sich Edward de Bonos Laterales
Denken ausgeliehen - mittlerweile drei Wochen über die Frist. Er hatte es
gründlich durchgearbeitet und war, je weiter er las, immer mehr zu der Überzeugung
gekommen, dass seine eigenen Fähigkeiten zu lateralem oder schöpferischem Denken
entweder nicht vorhanden oder nur sehr schwach ausgeprägt waren. Zwar fand er
diese Einsicht nicht besonders erfreulich, doch hatte sie ihm den Spaß an der
Sache nicht verderben können. Er glaubte, verstanden zu haben, dass das direkte,
logische, vertikale Angehen eines Problems nicht immer die beste Methode war.
Manches von dem Wissenschaftsjargon war ihm unverständlich geblieben, aber die
Grundprinzipien dieser Art des Denkens hatte er begriffen. <Was kann man
tun, wenn man nachts mit dem Auto unterwegs ist und beide Scheinwerfer ausfallen?>
Das Schöne war, es spielte überhaupt keine Rolle, auf was man verfiel. Hauptsache,
man hatte überhaupt eine Idee. Ob man vorschlug, die Hupe zu betätigen, den
Dachgepäckträger abzumontieren oder die Motorhaube zu öffnen — eins war so gut
wie das andere, denn am Nachdenken über nichtfunktionale Lösungen des Problems
würde sich - so de Bono - früher oder später ein Funke
entzünden und Helligkeit verbreiten. Morse hatte die Methode - wenn auch nur
laienhaft - in letzter Zeit des Öfteren ausprobiert und stellte jedes Mal aufs
neue überrascht fest, dass sie ihm tatsächlich weiterhalf.Wenn ihm ein Name
partout nicht einfallen wollte, obwohl er ihm auf der Zunge lag, so grübelte
er nicht mehr lange darüber nach, sondern memorierte in Gedanken irgendwelche
Dinge, die er sicher wusste. Egal, was. Die Hauptstädte der amerikanischen Bundesstaaten
etwa waren dazu hervorragend geeignet. - Colin Dexter, Der letzte Bus nach Woodstock. Reinbek
bei Hamburg 2000
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