ösbarkeit   Einen vernünftigen Ausgangspunkt für die Erörterung des Problems vieler Körper könnte die Frage bilden, wie viele Körper nötig sind, damit wir mit einem Problem konfrontiert sind. Prof. G. E. Brown hat darauf hingewiesen, daß für den an exakten Lösungen Interessierten diese Frage sich durch einen Blick auf die Geschichte beantworten läßt. Für die Newtonsche Mechanik des 18. Jahrhunderts war das Problem dreier Körper unlösbar. Mit dem Entstehen der allgemeinen Relativitätstheorie um 1910 und der quantentheoretischen Elektrodynamik um 1930 wurden die Probleme zweier Körper und eines Körpers unlösbar. Und im Rahmen der zeitgenössischen quantentheoretischen Feldtheorie ist das Problem der Null-Körper (Vakuum) unlösbar. Wenn wir also auf exakte Lösungen Wert legen, sind auch überhaupt keine Körper schon zu viele Körper. - Richard Mattuck, nach: Einsicht ins Ich. Fantasien und Reflexionen über Selbst und Seele.  Hg. Douglas R. Hofstadter und Daniel C. Dennett.  München 1992

Lösbarkeit (2)  Also sehen wir einmal. Ein Problem ist, wie gesagt, schon allein wegen einer falschen Formulierung oder einer Insuffizienz von Daten unlösbar. Doch kann man sicher sein, daß die beiden Dinge kein einziges sind? Und wenn nein, wie dann zwischen den beiden unterscheiden, anders ausgedrückt, wie feststellen, welches von beiden die Ursache für die Unlösbarkeit ist? Schließlich sollte man meinen, daß die beiden als Ursache nur schwer assimilierbar, zumindest schwer unter einen Hut zu bringen sind: denn in Wahrheit und ungeachtet ihrer inneren Natur (ist doch das erste eine Rechts- und das zweite eine simple Tatfrage; es sei uns erlaubt, auf diese Terminologie zurückzugreifen) bedingt das zweite das erste, während das erste das zweite nicht bedingt. Was wiederum bedeutet, daß eine Insuffizienz an Daten nicht nur eine korrekte, sondern überhaupt jede Formulierung des Problems unmöglich macht, während eine unkorrekte Formulierung keine Insuffizienz in die Daten bringt: pfui!, welch dämlicher Sophismus, begründet auf einer leichten Verschiebung der Verbalwerte! Wahr ist hingegen, daß eine solche Beziehung nicht in ausschließlich dialektischen Begriffen angegangen werden kann. Hier muß man auf mathematische Begriffe zurückgreifen, sagen wir auf den der Funktion: das eine Ding dem anderen zugeordnet. Schön und gut, aber welches welchem? Nun, sagen wir, das eine ist die Konstante und das andere die Variable des Problems. Ach, in was für inhaltslosen Betrachtungen ergehe ich mich denn in diesen letzten Minuten? Eine halbe ist schon wieder vergangen; innerhalb von drei Minuten muß jetzt alles entschieden und erledigt sein. Nein, so geht das nicht, man muß sein Denken allem und jedem verschließen, alles und jedes gerade sein lassen. Also, rasch: Formulierung des Problems - es ist keine Zeit mehr, auch nur irgend etwas zu formulieren, andererseits beginnt man tunlichst in jedem Fall mit den Daten, sonst schwimmt man in einem Meer von Möglichkeit. Gegeben also - oh, aber hier wären Überlegungen anzustellen! Soll mir doch bitte jemand sagen, wie man vorgeht, um die Gegebenheiten eines Problems zu erkennen; da drängt sich mir schier der Gedanke auf, daß diese von der Formulierung abhängen und nicht umgekehrt (wobei es kaum von Belang ist, wenn ich mir gewissermaßen widerspreche). Wieso denn von der Formulierung: geradewegs von der Lösung! Nur durch die Präfiguration oder die Hypothese einer Lösung nehmen die Daten Gestalt an und rücken sichtbar ins Bewußtsein; was die spekulative Bedeutung haben könnte, daß die Lösung eines Problems niemals der Logik oder der Logik allein überlassen werden darf; und noch anderes Schöne mehr, was ich mir wegen der Gedrängtheit . . . (zum Teufel, ich halte doch keine Vorlesung! Ich . . .) Nun ja, «in der Präfiguration» und «in der Hypothese» sind nicht die richtigen Ausdrücke: «in der Vorahnung» muß es heißen. Andererseits ergeben «die Daten» auch keinen Sinn: «Daten» muß man sagen, und ohne Artikel, da jede der unendlichen Lösungen ihre eigenen Daten hat beziehungsweise in sich birgt und weil, um es in aller Freimut zu sagen, die Daten selber Hypothesen sind, ein Problem keine Daten hat, es keine vorgegebenen Daten gibt. Selbstverständlich unendliche Lösungen: es ist nicht wahr, daß es Probleme gibt, die nur zwei Lösungen zulassen. Im Gegenteil, ein solches Problem hat man noch nie gekannt: sonst gäbe es ja, abgesehen von allem anderen, unendliche Möglichkeiten, diesem auszuweichen oder dieses zu umgehen, welche ja, ob man es nun will oder nicht, allemal Lösungen sind. Wenn ich's mir recht überlege, würde ich sogar sagen, daß ein Problem mit zwei angenommenen Lösungen der Bedeutung selbst eines Problems widerspricht und schon eher eine Alternative als ein Problem wäre, also . . . folglich eine Spekulation wäre, und dann kann man die Lösung ebensogut dem Zufall überlassen, will sagen würfeln statt lösen. - Tommaso Landolfi, Abwärts, nach (land)

 

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