ist
der Natur In
Europa stehn der Päderastie so
überaus mächtige Motive der Religion, der Moral, der Gesetze und der Ehre
entgegen, daß fast Jeder schon vor dem bloßen Gedanken zurückbebt, und
wir demgemäß annehmen dürfen, daß unter etwan drei Hundert, welche jenen
Hang spüren, höchstens Einer so schwach und hirnlos seyn wird, ihm nachzugeben;
um so gewisser, als dieser Hang erst in dem Alter eintritt, wo das Blut
abgekühlt und der Geschlechtstrieb überhaupt gesunken ist, und er andererseits
an der gereiften Vernunft, an der durch Erfahrung erlangten Umsicht und
der vielfach geübten Festigkeit so starke Gegner findet, daß nur eine von
Haus aus schlechte Natur ihm unterliegen wird.
Inzwischen wird der Zweck, den die Natur dabei hat, dadurch erreicht,
daß jene Neigung Gleichgültigkeit gegen die Weiber mit sich führt, welche
mehr und mehr zunimmt, zur Abneigung wird und endlich bis zum Widerwillen
anwächst. Hierin erreicht die Natur ihren eigentlichen Zweck um so sicherer,
als, je mehr im Manne die Zeugungskraft abnimmt,
desto entschiedener ihre widernatürliche Richtung wird. - Diesem entsprechend
finden wir die Päderastie durchgängig als ein Laster alter Männer. Nur
solche sind es, welche dann und wann, zum öffentlichen Skandal, darauf
betroffen werden. Dem eigentlich männlichen Alter ist sie fremd, ja, unbegreiflich.
Wenn ein Mal eine Ausnahme hievon vorkommt; so glaube ich, daß es nur in
Folge einer zufälligen und vorzeitigen Depravation der Zeugungskraft seyn
kann, welche nur schlechte Zeugungen liefern könnte, denen vorzubeugen,
die Natur sie ablenkt. Daher auch richten die in großen Städten leider
nicht seltenen Kinäden [Homosexuellen] ihre Winke und Anträge stets an
ältere Herren, niemals an die im Alter der Kraft stehenden, oder gar an
junge Leute. Auch bei den Griechen, wo Beispiel und Gewohnheit hin und
wieder eine Ausnahme von dieser Regel herbeigeführt haben mag, finden wir
von den Schriftstellern, zumal den Philosophen, namentlich Plato
und Aristoteles, in der Regel, den Liebhaber ausdrücklich als ältlich
dargestellt. Insbesondere ist in dieser Hinsicht eine Stelle des Plutarch
bemerkenswerth, im Liber amatorius: Die Knabenliebe stellt sich spät ein,
nach der Blüte des Lebens, eine unechte und dunkle Liebe, und vertreibt
die echte und ursprüngliche. Sogar unter den Göttern finden wir nur die
ältlichen, den Zeus und den Herakles,
mit männlichen Geliebten versehn, nicht den Mars, Apollo, Bakchus, Merkur.
-
(wv)
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