iebesleben,
politisches
Die Liebschaften des Augustus mit verheirateten Frauen stellen selbst
seine Freunde nicht in Abrede; allerdings fügen sie zur Entschuldigung hinzu,
hier sei nicht Wollust, sondern kluge Politik als Motiv im Spiele gewesen, um
so leichter die Anschläge seiner Gegner durch ihre Frauen auszukundschaften.
Marcus Antonius wirft ihm außer der überhasteten Verheiratung mit Livia auch
noch die Geschichte' mit der Frau eines ehemaligen Konsuls vor; diese habe er
in Gegenwart ihres Gatten aus dem Speisesaal ins Schlafzimmer geführt und darauf
mit geröteten Ohrläppchen und in Unordnung gebrachter Frisur wieder zur Tafel
zurückgebracht. Scribonia aber sei deshalb verstoßen worden, weil sie ihren
Unwillen über den maßlosen Einfluß der „Mätresse"2 zu heftig geäußert hätte.
Seine Freunde hätte er, so wird ihm weiter vorgeworfen, als Kuppler benutzt.
Sie mußten in seinem Auftrage verheiratete Frauen und erwachsene Jungfrauen
zu diesem Zwecke nackt in Augenschein nehmen, gleich als kauften sie diese beim
Sklavenhändler Toranius. Auch schreibt ihm Antonius einmal in einem vertraulichen
Brief, als er ihm noch nicht völlig entfremdet oder gar sein erklärter Feind
war: „Was hat zu deiner Sinnesänderung geführt? Etwa, weil ich bei der Königin
schlafe? Sie ist meine Frau. Habe ich denn erst jetzt damit angefangen, vielmehr
nicht schon vor neun Jahren? Und du selbst, schläfst du nur bei der Drusilla?
Ich wette auf dein Leben, daß du, wenn du diesen Brief liest, bereits Tertulla
oder Terentilla oder Rufilla oder Salvia Tltisenia oder alle zusammen gehabt
hast. Kommt es denn überhaupt darauf an, wo und bei welcher man seine Lust
befriedigt?"
- (sue)
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