iebesgrotte   Sie trieben sich noch etwas herum und näherten sich immer mehr dem Eingang der Grotte. Und gerade dort, gleich am Eingang, waren die zwei Straßenmädchen mit ihren Matrosen geblieben, denn im Inneren lag der Abfall mindestens zwei Handbreit hoch. In dem bißchen Mondlicht, das bis dorthin drang, sah man sie stehen, die Nutten mit dem Rücken gegen die zerfressene Wand, mit den zwei Matrosen, die sich an sie drückten und die wie zwei von einem Kind auf eine Nadel aufgespießte Eidechsen hin- und herzuckten. Tommasino und Lello setzten sich, wo sie gerade waren, unter einen großen Busch, den Blick auf die zwei Paare zwischen den zerrupften Sträuchern gerichtet. Tommasino lehnte sich halb zurück und streckte die Beine auf den paar schmutzigen Grashalmen aus.

»Los, du auch, Le!« rief er nach einer kleinen Weile und sah den anderen an, als könnte er sich nicht länger zurückhalten. Lello, auf die Knie gestützt, tat das gleiche wie er. »Na, hast wohl nicht eben viel Lust, was?« bohrte Tommasino.  »Hab ich auch nicht«, antwortete Lello. »Was denn, hast du's in der Schule noch nicht gemacht?« »Hör auf«, sagte der andere unwillig, »ich hab's satt!« »Doch hast du's gemacht«, beharrte Tommasino ärgerlich, aber er versuchte dabei so auszusehen, als wäre es nur ein Scherz. »Du willst dich wohl noch ganz kaputt machen, was ?« meinte Lello. Tommasino rollte sich herum, erstickte fast vor Kichern. »Ist mir doch egal!« rief er so laut, daß die zwei Pärchen in der Grotte sich erschreckt umsahen. Dann beruhigte er sich und fing neben Lello, der steif und regungslos blieb und dem ein Haarbüschel über die Augen fiel, sein Werk von vorne an. »Weißt du«, meinte er nach einer Weile, »ich hätte wirklich nichts dagegen, es auch mal zu versuchen!« Er sagte das mit gleichgültiger Miene, wie einer, der einer flüchtigen, unwichtigen Laune nachgibt. »Wenn du morgen 'n Lappen kriegst, 'n Hunderter«, setzte er hinzu, »machst du mir dann einen?«  - Pier Paolo Pasolini, Vita Violenta. München Zürich 1983 (zuerst 1959)

Liebesgrotte ⁽²⁾