iebesbriefe, schopenhauerische
Sämtliche Briefe des rosagebündelten Packens sind an Rahel Heigel, die
Ehefrau Simon Heigels, gerichtet. Mit »Mein göttliches Rätzlein«,
zuletzt sogar mit »Oh, Du göttliches Ritzlein« schreibt der Philosoph
sie an, und auch der weitere Inhalt der Briefe bleibt in keiner Weise
hinter diesen Anreden zurück. Es geht nur um das Eine. Als ich damals im
Keller, im Licht von Volkmars Taschenlampe, mit schamhaft stockender
Stimme das erste Billett vorlas, fand Frau Marilyn Heigel in ihrem
Amerikanisch ein treffendes Adjektiv für die Drastik der brieflichen
Rede. Ich bin in meinem ärmeren Neudeutsch bis heute auf die arg
geschwächte Aussagekraft des Fremdworts >obszön< angewiesen.
- Georg Klein, Anrufung des blinden Fisches. Berlin 2000
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