Leseanfang    Vielleicht hast du schon im Laden ein bißchen darin geblättert. Oder du konntest es nicht, weil das Buch noch eingeschweißt war. Nun stehst du im Bus, eingezwängt zwischen anderen Leuten, hängst mit der einen Hand an einem Haltegriff und versuchst mit der freien anderen, das Buch auszupak-ken, ein bißchen zappelig wie ein Affe, der eine Banane schälen und dabei weiter an seinem Ast baumeln will. Paß auf, du stößt die Nachbarn an. Entschuldige dich wenigstens.

Oder vielleicht hat der Mann an der Kasse das Buch gar nicht eingepackt, sondern es dir in einer Tragtasche überreicht. Das vereinfacht die Sache. Du sitzt am Steuer deines Wagens, hältst vor einer Ampel, ziehst das Buch aus der Tragtasche, reißt die Zellophanhülle ab und machst dich daran, die ersten Zeilen zu lesen. Ein Hupkonzert geht hinter dir los: Es ist grün, du behinderst den Verkehr.

Du sitzt im Büro an deinem Schreibtisch und hast das Buch wie von ungefähr zwischen deine Geschäftspapiere gelegt; irgendwann nimmst du eine bestimmte Akte zur Hand, und da liegt es vor dir. Du schlägst es beiläufig auf, stützt die Ellbogen auf den Tisch, stützt die Schläfen in die geballten Fäuste, es scheint, als wärst du ins Studium eines Dossiers vertieft, in Wahrheit erforschst du die ersten Seiten deines Romans. Du lehnst dich langsam zurück, balancierst auf den Hinterbeinen des Stuhls, ziehst eine Seitenschublade aus dem Schreibtisch, um die Füße darauf zu stellen, denn die Fußstellung ist beim Lesen von größter Bedeutung; schließ lieh streckst du die Beine aus und legst sie lang auf den Tisch, quer über die unerledigten Vorgänge.   - Italo Calvino, Wenn ein Reisender in einer Winternacht. München 2007 (Zuerst 1979)

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