Lehrerfamilie   Der Kellner plazierte (ohne uns um Erlaubnis zu fragen & wie mir scheint mit hämischer Absicht) an unserem Tisch kurzerhand eine Familie mit 3 Kindern — 2 Jungs u 1 Mädchen im Alter zwischen 6 und 10 Jahren. Die Familie kommt offensichtlich von einer De-Monst-Ration; in Händen Kerzenstummel haltend, die Gesichter noch voll rotbäckiger Frieden's Gesänge. Doch scheinen die für 3 Görengemüter überlange-Zeit an Zahmtun & Ringelreih —, jetzt will Das wieder brüllen hauen stechen — alle Schönheiten aus einem krawallbunten radaubolzigen Kinderhimmel=auf-Erden. So stürzen sich die Neuankömmlinge rücksichtslos auf jeden freien Stuhl. Elisabeth ist dadurch ans gegenüberliegende Tischende abgedrängt worden; in ihren Blicken Empörung — zornig blitzt sie zu mir herüber: Nichtmal !Solchespack kannst du uns vom Hals halten. Du hast !Garnichts dazugelernt in der Zeit unsrer Trennung; du warst & bist das alte=unfähige Kind u: willst, daß ich wieder ?!zurückkomme zu dir : ?!Soll etwa Alles so weitergehen wie es damals geendet hat —.

Der dreiste Kellner, der uns diese Nachbarschaft bescherte, hat sich rasch entfernt.— Inzwischen okkupieren insbesondere die 3 Gören den gesamten Tisch : hemmungslos grabschen sie Teller & Besteck auch von meinem Platz, werfen Messer & Gabeln zu Boden, verbreiten mit speichelsüßen Kindsgerüchen Malstifte Bilderbücher Spielzeug über die Tafel, lassen Schwungradautos jaulend gegen:l:ander krachen, schieben die Tischdecke zusammen und kippen dabei die Vase um (der faulig riechende Wasserschwapp gießt sich beinah über meine Hose), dann reißen sie laut kreischend sich gegenseitig an den Haaren, bewer-fen sich mit Stoflfknäueln, die sie aus den Servietten geknetet haben öd bespucken sich johlend über den Tisch-hinweg. Ein-aufs-andere-Mal bekomme ich unterm Tisch die Schuhe von l der Gören gegen Knie und Schienbein getreten. Binnen=kurzem hat diese Brut das Lokal zu ihrem Kinderzimmer umgestülpt. Deren Eltern — der Vater, 1 vielleicht Mittdreißiger doch schon Geheimratsecken & wollfadendünnes Haar, Goldrandbrille & im selbstgestrickten, haderfarbigen Pullover sowie seine Frau, eine mollige Person mit Schweinsnase Schweinsäuglein Schweinsbacken & kleinen mißmutig hängenden Lippen — nehmen keinerlei Notiz vorn Getobe ihrer Kracken. Das ärmellose, von Schweiß befleckte T-shirt der Frau zeigt auf der Haut ihrer bloßen Arme eine Aussaat dunkler Punkte, als schwämmen Insekten in dicker Milch. Kaum Platz genommen, hievt sie ihre ausgebeulte Umhängtasche mitten auf den Tisch (achtlos katapultiert sie Essensreste von meinem Teller hoch) & beginnt ihre unablässige Wühlarbeit in den Tiefen dieses Frauen-Sackes, daraus (?od sinds ihre Füße) Gerüche nach heißem Käse wabern —. Beide Eltern feuern ihre Gören noch zu weiterem Getobe an, indem sie anspornend wie beim Wettlauflaut deren Namen rufen: !Jo-!Naß !Sa-!Ra !A-!Bell- Der Selbstgestrickte muß bemerkt haben, wie die Attacken seiner Baggasche auf uns wirken, er bringt sein Gesicht vor meins & beginnt sogleich mich zu pädagogisieren: —Kinder müssen bei!zeiten ihre Fant-asie !entfalten. — Erhebt den Kerzenstumpf in seiner Hand & glotzt mir voll Erzieherstolz aus melonenförmigem Gesicht entgegen, während ihm 1 seiner Gören heimlich Popel in die Pullovermaschen klebt.    - (jir)

 

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