ebhaftigkeit
Meister Pfriem war ein kleiner hagerer, aber lebhafter Mann, der
keinen Augenblick Ruhe hatte. Sein Gesicht, aus dem nur
die aufgestülpte Nase vorragte, war pockennarbig und leichenblaß, sein Haar
grau und struppig, seine Augen klein, aber sie blitzten unaufhörlich rechts
und links hin. Er bemerkte alles, tadelte alles, wußte alles besser und hatte
in allem recht. Ging er auf der Straße, so ruderte er heftig mit beiden Armen,
und einmal schlug er einem Mädchen, das Wasser trug, den Eimer so hoch in die
Luft, daß er selbst davon begossen ward. 'Schafskopf,' rief er ihr zu, indem
er sich schüttelte, 'konntest du nicht sehen, daß ich hinter dir herkam?' Seines
Handwerks war er ein Schuster, und wenn er arbeitete, so fuhr er mit dem Draht
so gewaltig aus, daß er jedem, der sich nicht weit genug in der Ferne hielt,
die Faust in den Leib stieß.
- (
grim
)
Lebhaftigkeit
(2) Die Weiber dieser Insel sind außerordentlich lebhaft.
Sie verachten ihre Gatten und lieben die Fremden außerordentlich. Fremde kommen
in bedeutender Anzahl vom Festlande herüber und begeben sich an den Hof, entweder
in Geschäften ihrer Städte und Gemeinden oder wegen anderer Gelegenheiten, welche
ihre eigenen Personen betreffen. Sie werden jedoch verachtet, weil sie nicht
diese hohen Geistesgaben besitzen. Unter ihnen wählen die Damen
ihre Liebhaber. Das Ärgernis aber besteht darin, daß
sie mit zu großer Leichtfertigkeit und Sorglosigkeit vorgehen. Die Ehemänner
sind so sehr in ihre Spekulationen vertieft, daß ihre Frauen vor ihren Augen
sich mit den Liebhabern die größten Vertraulichkeiten erlauben dürfen, wenn
die Ehemänner Papier und Instrumente zur Hand und keinen Klatscher
an ihrer Seite haben. -(
gul
)
Lebhaftigkeit (4) Manchmal entfernte Onkel Karl sich von Lena, setzte mit langen Schritten über Moor und Bruch, stürmte auf eine benachbarte Farm und machte dem Besitzer Scherereien. Bei solchen Gelegenheiten führte Lena ihn dann auf dieselbe unerschütterliche Weise nach Hause, wie sie die Kühe trieb. Einmal hatte ein Mann ihn zurückgebracht.
Dieser Mann war ein bleichgesichtiger Schwede mit einer gewissen Lebhaftigkeit
im Blick, so daß man sich des Verdachts nicht erwehren konnte, er hege bisweilen
einen Gedanken, der nichts mit Landwirtschaft zu tun hatte. Er war breit in
den Schultern und maß gute einsneunzig. Er war Una danach viele Male besuchen
gekommen. Wenn er des Abends so an der Tür stand, wandte er Kopf und Schultern
hin und her und schaute von einer Schwester zur anderen. Er hatte diese blassen,
wohlgeformten Lippen, die den Eindruck erwecken, ihrem
Besitzer angenehm zu sein. Von Zeit zu Zeit befeuchtete er sie mit der Zunge,
indem er sie kurz dazwischenfahren ließ. - Djuna Barnes, Die
Erde. In: D.B., Die Nacht in den
Wäldern. Short Stories. Berlin 1982 (Quartheft 133)
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