äufig
Köstlich ist, sich den alten Weibern zuzuwenden,
die vor Altersschwäche schon halbtot sind und wie wandelnde Leichen aussehen,
grad als wären sie soeben aus der Unterwelt zurückgekehrt, die aber dennoch
flöten: »Wie herrlich ist das Leben«, und läufig wie junge Hündinnen oder -
wie die Griechen sagen - brünstig wie die Säue
sind. Mit viel Geld halten sie einen Phaon aus, mit Schminke
beschmieren sie sich hartnäckig die Runzeln des Gesichts,
weichen keinen Augenblick vom Spiegel, zupfen sich die Schamhaare
aus, zeigen ihre welken, halb verwesten Brüste, singen
kläffend und kläglich kleine Liedchen, um ihre längst verschwundene Sinnlichkeit
aufzureizen, greifen zum Alkohol als Reizmittel, tanzen mit jungen Mädchen im
Chor und schreiben sogar Liebesbriefchen. Alle Welt lacht über sie und nennt
ihr Treiben — zu Recht - größte Torheit. Aber sie selbst fühlen sich wohl, genießen
die höchsten Wonnen und sind vollkommen zufrieden in ihrem süßen Glück.
- Erasmus von Rotterdam, nach (
narr
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