ady    Lady Angkatell schlüpfte aus dem Bett, warf sich einen Morgenrock um die immer noch anmutigen Schultern und lief über den Flur zu Midges Zimmer. Sie war eine Frau mit einer beunruhigend raschen Auffassungsgabe und begann bereits in Gedanken mit dem Gespräch. Das war ihr schon seit langem zur Gewohnheit geworden. Midges Antworten entsprangen ihrer fruchtbaren Phantasie. Als sie die Tür zum Zimmer ihrer Kusine aurriß, war die Unterhaltung in ihrem Kopf bereits in vollem Gang. »... und deshalb, meine Liebe, mußt du wirklich zugeben, daß das Wochenende Schwierigkeiten mit sich bringen wird.«

»Eh? Hua!« seufzte Midge, die aus tiefem, wohligem Schlaf gerissen worden war.

Lady Angkatell schritt zum Fenster und zog mit einer raschen Bewegung die Jalousie hoch. Blasses Septembermorgenlicht fiel herein.

»Die vielen Vögel!« sagte sie, mit freundlicher Miene durch die Scheibe schauend. »Wie süß!«

»Was?«

»Na, jedenfalls wird das Wetter mitspielen. Es sieht so aus, als würde es schön bleiben. Das ist wenigstens etwas. Denn wenn ein Haufen zu verschiedener Leute, im Haus eingeschlossen ist, wird alles noch zehnmal schlimmer. Das findest du doch auch, nicht wahr? Gesellschaftsspiele und dergleichen - ähnlich wie letztes Jahr. Das mit Gerda werde ich mir niemals verzeihen! Hinterher sagte ich zu Henry, daß es sehr gedankenlos von mir gewesen sei... und natürlich muß man sie mit dabeihaben, denn es wäre sehr ungezogen, John ohne sie einzuladen, aber es macht die Geschichte wirklich sehr schwierig... wirklich, manchmal finde ich es seltsam, daß jemand, der so nett ist wie Gerda, so völlig ohne jeden Funken Verstand sein kann, und wenn man so was ausgleichende Gerechtigkeit nennen will, finde ich das ganz und gar nicht fair.«

»Wovon redest du bloß, Lucy?«

»Vom Wochenende, meine Liebe. Von den Leuten, die morgen kommen. Ich hab die ganze Nacht darüber nachgedacht und mir schreckliche Sorgen gemacht. Es ist deshalb wirklich eine Erleichterung, mit dir darüber zu sprechen, Midge. Du bist immer so vernünftig und praktisch.« »Lucy«, begann Midge düster. »Weißt du eigentlich, wie spät es ist?« »Nicht genau, meine Liebe. Auf so was achte ich nicht besonders, weißt du.«

»Es ist kurz nach halb sieben.«

»Ja, meine Liebe«, sagte Lady Angkatell, ohne jeden Anflug von Zerknirschung.

Midge musterte sie ernst. Lucy war unmöglich! Wirklich, sie konnte einen verrückt machen, überlegte Midge. Ich begreife nicht, wie wir es mit ihr aushalten! Doch im selben Augenblick, als sie dies dachte, wußte sie auch schon die Antwort. Lucy Angkatell lächelte, und während Midge sie ansah, spürte sie den Zauber, der von dieser Frau ausging. Sie hatte ihn ihr ganzes Leben lang besessen, und obwohl sie nun schon über sechzig war, hatte er nicht nachgelassen. Menschen aus aller Welt, fremde Potentaten und Regierungsvertreter hatten wegen Lucys Charme Unannehmlichkeiten, Ärger und Verwirrungen in Kauf genommen. Es war das kindliche Vergnügen, mit dem sie alles tat, und ihre Begeisterungsfähigkeit, die jede Kritik entwaffnete und zum Verstummen brachte. Lucy brauchte nur ihre großen blauen Augen aufzureißen, eine zarte Hand auszustrecken und zu murmeln: »Oh! Das tut mir aber schrecklich leid...« Und aller Ärger verschwand.

»Meine Liebe.« Lady Angkatell blickte bekümmert. »Es tut mir schrecklich leid. Du hättest es mir sagen müssen.«

»Ich sage es dir jetzt - bloß ist es schon zu spät. Ich bin völlig wach.«

»Was für eine Schande. Aber du wirst mir helfen, nicht wahr?«

 »Wegen des Wochenendes? Wieso? Was ist los?«

Lady Angkatell hockte sich auf die Bettkante. Es war nicht so wie bei andern Leuten, die sich zu einem ans Bett setzten, überlegte Midge. Sie hatte eher das Gefühl, als habe sich ein gewichtsloses Wesen - eine Fee vielleicht - für einen Augenblick niedergelassen. - Agatha Christie, Das Eulenhaus. München 1990, zuerst 1946

Lady (3)  

Lady Hamilton,

Lady Hamilton, ein "lebendes Bild" stellend

- Thomas Rowlandson

Lady (3)  Auf der Reise nach Damaskus, 1813, wurde auch Mrs. Fry, die Zofe Lady Hesters, wider Willen in Hosen gezwungen. Sie weigerte sich jedoch erfolgreich, rittlings wie ein Mann auf dem Pferd zu sitzen. Trotz der zahllosen grauenhaften Prüfungen, die die arme Mrs. Fry hatte erdulden müssen - Schiffbruch und Hunger, Ratten und Kakerlaken, nicht auszudenken! -, bewahrte sie ihren Gleichmut. Doch was immer ihre Ladyschaft selbst für schicklich erachten mochte, sie blieb bis zuletzt eine Engländerin. Vor den Toren von Damaskus erhielt Lady Hester die Warnung, die Stadt sei die fanatischste der ganzen Türkei, und der Skandal einer unverschleierten Frau in Männerkleidern könnte ihr leicht gefährlich werden. Man bat sie, sich zu verhüllen und die Stadt erst im Schütze der Dunkelheit zu betreten. Sie erwiderte nur, »Ich muß den Bullen bei den Hörnern packen«, und ritt unverschleiert zur Mittagszeit ein. Die Bevölkerung war wie vom Donner gerührt, doch schließlich wich das Entsetzen der Begeisterung, und die unglaubliche Lady wurde allerorten als Königin empfangen. Menschenmengen folgten ihr, man goß Kaffee vor ihr aus, und der ganze Basar stand auf, als sie vorbeikam. Aber ihre bisherigen Triumphe genügten ihr nicht, sie wollte etwas noch Ruhmreicheres und Verblüffenderes tun, sie wollte sich der Wüste anheimgeben und die Ruinen von Palmyra besichtigen, die vor ihr gerade mal ein halbes Dutzend der wagemutigsten Reisenden gesehen hatten.

Nach einer Woche erreichten sie und ihre Begleiter Palmyra, dessen Bewohner sie in wildem Überschwang empfingen und unter den korinthischen Säulen des Zenobia-Tempels mit Blumen krönten. Dies geschah im März 1813, und es war der Höhepunkt von Lady Hesters Karriere. Danach ging es langsam, aber stetig mit ihr bergab. - Lytton Strachey. Das Leben, ein Irrtum. Acht Exzentriker. Berlin 1999

Lady (4)   Ellenborough, Jane, geb. Lady Digby (1809-1873), deren Skandale - sie heiratete nicht weniger als fünfmal -  jahrzehntelang ein pikanter Stoff für Zeitungsklatsch waren. Sie war durch die große Zahl ihrer Liebhaber bekannt; zu ihren romantischsten Episoden gehörten ihre nächtlichen Ritte von dem Gute ihres Gatten in die Arme des Grafen Potocki in Heidelberg. Schließlich verliebte sie sich in Beirut in ihren Kameltreiber Abdul und länger als ein Jahr zog sie als eines seiner rechtmäßigen Weiber mit ihm durch die Wüste, »sie genoß seine Liebe und manchmal seine Hiebe«. In Damaskus schuf sie sich ein reizendes Heim, das Scheik Abdul jederzeit offen stand, wenn er von seinen Reisen heimkehrte und wo sie auch starb.  - (erot)

Lady (5)

Edith Sitwell als Lady Macbeth

 - Edith Sitwell, Mein exzentrisches Leben. Frankfurt am Main 1994 (Fischer-Tb. 12126, zuerst 1965)

Lady (6)

Lady (7)

Lady Macbeth berät ihren Gatten

- Johann Heinrich Fuseli

Lady (8)

 

Dame

 

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Lord
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