Lachenkönnen   Was der Hang unseres Geistes zur Posse für einen schnöden Witz halt, ist im Denken des Autors meistens nur eine wichtige Wahrheit, die er majestätisch verkündet! O! der wahnwitzige Philosoph, der in Gelächter ausbrach, als er einen Esel eine Feige fressen sah. Ich erfinde nichts: die Bücher der Antike haben in ausführlichen Einzelheiten von diesem freiwilligen und schändlichen Verzicht auf menschlichen Adel berichtet. Ich aber, ich kann nicht lachen. Ich habe nie lachen können, obwohl ich es mehrmals versucht habe. Es ist sehr schwer, lachen zu lernen. Oder ich glaube vielmehr, daß ein Gefühl von Ekel für diese Ungeheuerlichkeit ein wesentliches Merkmal meines Charakters ist. Nun, ich war Zeuge von etwas Ärgerem: ich sah eine Feige, die einen Esel fraß! Und doch habe ich nicht gelacht; offen gestanden, keine Stelle meiner Lippen hat sich bewegt. Das Bedürfnis zu weinen überkam mich so heftig, daß meine Augen eine Träne fallen ließen. «Natur! Natur! rief ich schluchzend, der Sperber zerreißt den Sperling, die Feige frißt den Esel, und der Bandwurm verschlingt den Menschen!» Ohne den Entschluß zu fassen, weiterzugehen, frage ich mich selbst, ob ich schon über die Art gesprochen habe, in der man Fliegen tötet. Ja, nicht wahr? Dennoch ist es nicht weniger wahr, daß ich nicht über die Vernichtung der Nashörner gesprochen habe! Wenn gewisse Freunde das Gegenteil behaupteten, würde ich nicht auf sie hören und mich daran erinnern, daß Lob und Schmeichelei zwei große Steine des Anstoßes sind. Jedoch, um meinem Gewissen so weit wie möglich Genüge zu tun, kann ich nicht umhin zu bemerken, daß diese Abhandlung über das Nashorn, mich über die Grenzen der Geduld und der Kaltblütigkeit hinaustragen und ihrerseits wahrscheinlich (haben wir sogar die Kühnheit, zu sagen, gewiß) die heutigen Generationen entmutigen würde. Nach der Fliege nicht vom Nashorn gesprochen zu haben!  - (mal)

Lachen Können


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